Der Auftakt von Joss Whedons X-Men-Run glänzt mit pointierten Dialogen und einer simplen, aber effektiven Problemstellung.
Zur Jahrtausendwende war es um Marvels weitverzweigte Mutantenfamilie, was die künstlerische wie kommerzielle Performance betraf, nicht zum Besten bestellt. Der frisch gebackene neue Chef, Zeichnerstar Joe Quesada, brachte neuen Wind in das "House of Ideas" und somit auch in die X-Titel. Dazu gehörte maßgeblich die Autorenschaft von Grant Morrison bei "New X-Men" von 2001 bis 2004, der ursprünglich jene von "Buffy"-Mastermind Joss Whedon folgen sollte.
Mit "Astonishing X-Men" wurde allerdings kurzerhand eine neue Ongoing für seine Zusammenarbeit mit Zeichnerstar John Cassady gestartet. Diese knüpft direkt an Morrisons Arbeit an und zeigt die X-Men, die nun ohne ihren Mentor Professor Xavier bestehen müssen, beim Versuch, sich der Öffentlichkeit als friedfertige und hilfsbereite Bürger zu präsentieren. Als ein angebliches Heilmittel für das Mutantengen in Aussicht gestellt wird, brechen Unruhen aus. Es kann kein Zufall sein, dass zeitgleich ein Außerirdischer namens Ord das X-Team aus Cyclops, Emma Frost, Wolverine, Beast und Kitty Pryde attackiert.
Die einfache Prämisse, dass ein Wirkstoff das von vielen gefürchtete Mutantenproblem "lösen" kann, genügt Joss Whedon, um darauf interessante Schlussfolgerungen über die Psyche seiner Protagonisten ziehen zu können. Die wahre Action liegt dabei nicht in den dezent eingesetzten Kampfszenen, sondern im Umgangston von Cyclops Teammitgliedern, der von humorvoll-zynisch bis misstrauisch und wütend alle Sparten menschlicher Gefühlsregungen abdeckt. Ein Schuss Mystery dazu und John Cassadys wie immer grandiose Artworks – fertig ist "Begabt", ein damals wie heute äußerst erfrischender Blick auf die Gruppe X.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Hachette
Erhältlich im Zeitschriftenhandel und auf
www.zeit-fuer-superhelden.de.