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Holy Terror

Hier wird so heiß gegessen wie gekocht wird.

(C) Panini Comics / Holy Terror / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMit "The Dark Knight Strikes" gab er bei einem größeren Publikum seine Visitenkarte ab, spätestens mit "Sin City" sicherte er sich einen der wenigen Plätze im Pantheon der Meister der Neunten Kunst nebst prominenten Kollegen wie Alan Moore oder Neil Gaiman. Seine Ausflüge ins Regiefach ließen mit "Sin City" und "300" atmosphärisch einzigartige Filme entstehen, lediglich der Alleingang mit "The Spirit" hinterließ einen schalen Nachgeschmack.


Während alle auf den lange angekündigten und jetzt endlich realisierten Nachfolger zu "Sin City" warten, hat Frank Miller in der Zwischenzeit eine andere, nicht minder Ausdauer erfordernde Wartezeit auf eine neue Graphic Novel beendet. "Holy Terror", 2011 beim Verlag Legendary veröffentlicht, sollte ursprünglich eine Batman-Story sein. Eine Idee, die der Schöpfer allerdings verwarf, als ihm die Richtung klar wurde, in der seine Geschichte letztendlich gehen würde – die auch Kritik von Kollegen der Zunft wie Grant Morrison hervorrief.


Als Leser, möglicherweise schon mit der Kontroverse darum vertraut, schlägt man den Hardcover-Band auf und ist mitten in Empire City, unschwer als das Herz der USA dargestellt. Hier sorgt der "Richter" (im Original "Fixer") für Recht und Ordnung, und das mit durchaus drastischen Mitteln. Ein nächtliches Katz-und-Maus-Spiel mit einer Diebin, die nicht minder schnell als Catwoman-Ebenbild identifizierbar ist, endet abrupt, als islamistische Selbstmordattentäter für Blut und Tod sorgen.


Der "Richter" hat sich für diesen Tag vorbereitet und macht sich daran, gemeinsam mit seinen wenigen Verbündeten weiteres Unheil durch die Terroristen abzuhalten. Wenig zimperlich und unter Anwendung von Folter kommt er an die benötigten Informationen, um das Hauptquartier der Täter mitten im Herzen der Millionenstadt auszukundschaften und ihren Machenschaften ein Ende zu bereiten.


An und für sich eine unkomplizierte, geradlinige Story, wofür Frank Miller bekannt ist. Und doch sollten potentielle Stimmen, die ihm Zeter und Mordio schreiend lediglich die Ausführung einer privaten Rachefantasie attestieren, die Lautstärke runterschrauben. Es ist nämlich schwierig, "Holy Terror" auf einen Nenner zu bringen hinsichtlich seiner Aussage, die bereitstehenden Schubladen werden hier wohl geschlossen bleiben. Sind die Vereinfachungen und Stereotypen aber tatsächlich so beabsichtigt?


Selbstverständlich ist diese Erzählung zutiefst politisch, eine kämpferische Ansage und Absage an Terrorismus und Mord an Unschuldigen. Miller sieht innerste westliche Werte angegriffen und ist mit seinen künstlerischen Mitteln zu deren Verteidigung entschlossen, am offensichtlichsten durch seine Widmung an den ermordeten islamkritischen Filmemacher Theo van Gogh. So wie dessen Arbeit zutiefst umstritten war, wird "Holy Terror" seinen Platz als sperriges, heftig diskutiertes Werk in Millers Schaffen einnehmen. Als kleinster gemeinsamer Nenner wird wohl die postulierte Verteidigung persönlicher Freiheit und Meinung bleiben, alles andere wird hoffentlich zukünftig die Gemüter weiterhin beschäftigen und zu reger Diskussion bewegen.



# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: Panini Comics





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