Im Rahmen der umfangreichen Gesamtausgabe der Comics von Timo Wuerz stellt "Aaron und Baruch" die zweite Neuauflage dar, nachdem der Startschuss bekanntlich mit einem neuen Werk (
"Ghost Realm") gefallen ist. Tatsächlich stellen zwei Drittel des edel aufgemachten Hardcovers aber eine deutsche Erstveröffentlichung dar, denn der erste Band des 1993 beim Splitter Verlag erschienenen Debüts des damals blutjungen Comic-Talents blieb auch der einzige. Die zwei folgenden Kapitel der gemeinsam mit Autor Niki Kopp geschaffenen Erzählung wanderten in die Schublade, aus der sie erst jetzt wieder befreit wurden.
Die beiden titelgebenden Herren stehen sich, wie sich im Laufe der Lektüre zeigt, näher als es zu Beginn den Anschein hat. Der Auftragskiller Baruch wird auf den Waffenhändler Aaron angesetzt, der unter massiven psychischen Problemen leidet. Seine Frau Miriam, praktischerweise eine Psychologin, ist soeben nach dem Mord an ihrem Vorgesetzten zur Institutsleiterin aufgestiegen und hat damit im Grunde das Sagen, was ihre Patienten betrifft – eine Machtfülle, die die manipulative Dame weidlich ausnützt. Und auch schon ausgenutzt hat, wie der von Baruch verfolgte Aaron schließlich erfährt.
POPCOM gebührt Dank dafür, dass ein Comic-Schatz endlich in seiner Gänze gehoben werden konnte. Schließlich entfaltet "Aaron und Baruch" eine streckenweise hypnotische Wirkung, wenn sich Fantasie und Wahnvorstellungen mit wirren Schnipseln aus Religion, Psychologie und Kindheitserinnerungen vermengen. Das Artwork von Timo Wuerz hat kein Gramm Staub angesetzt und reflektiert das düstere Szenario (alb)traumhaft. Im Anhang finden sich nicht nur diverse Studien, Cover und kreative Fingerübungen, sondern auch ein Interview, das erahnen lässt, warum seinerzeit nur ein Band erschienen ist.