Die unermüdliche Reisetätigkeit des adretten Herrn mit der Schirmmütze macht sogar vor den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges nicht Halt.
Im vierten Sammelband seiner Abenteuer, von Schreiber & Leser wie gewohnt neben der regulären Variante auch als Schwarzweiß-Version für die Puristen angeboten, verschlägt es Corto Maltese nach Europa. Und das nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt, um die Lande des alten Kontinents zu bereisen, denn schließlich tobt dort in den Jahren 1917/18 noch der Erste Weltkrieg. Zunächst gelangt er nach Venedig, wo er von einem örtlichen Franziskanerpater Informationen über sechs Städte im Amazonasgebiet erhält, die mit dem sagenumwobenen Eldorado zu tun haben. Schließlich gerät er allerdings mit dem sogenannten Engel am Ostfenster an eine Konkurrentin bei der Schatzjagd, die noch dazu eine alte Bekannte ist.
In der anschließenden Episode gelingt Corto das Kunststück, mehrere Soldaten von beiden Seiten der Schützengräben für einen Coup einzuspannen, der die Bergung des versteckten Vermögens des montenegrinischen Königs zum Ziel hat. Während er dann in Irland in den revolutionären Kampf der IRA eingreift und kurze Zeit darauf nach einer durchzechten Nacht in Stonehenge erwacht, bekommt er im Frühjahr 1918 an der Westfront den legendären Roten Baron am Himmel zu sehen und entlarvt außerdem eine Spionin, die Angriffspläne der Amerikaner in Flandern an die Deutschen verraten will.
Mit Cain Groovesnore und Vexania Stevenson geben diesmal zwei Figuren ein Comeback, die wir bereits aus
"Südseeballade" respektive
"Und immer ein Stück weiter" kennen. Wie gewohnt gibt sich Hugo Pratts Held wider Willen äußerst tatkräftig und lässt zwar seine Unterstützung für den Kampf gegen Unterdrückung, nicht aber für den Krieg um des Krieges Willen durchscheinen. Das Highlight dieses Bands, im Vorwort von Jean Markale nicht minder feinsinnig analysiert, ist das Kapitel "Ein Wintermorgentraum", in dem sich das Reich der Feen und Zauberer in den Ersten Weltkrieg einschaltet und sowohl Corto als auch die Leser in einem bittersüßen Delirium zwischen Realität und Traum zurücklässt.