Ein Marine in Afghanistan glaubt, verrückt zu werden, als plötzlich Captain America auftaucht – der tatsächlich Tausende Kilometer entfernt im Sterben liegt.
Der in Band 56 der Marvel-Sammlung von Hachette abgedruckte Sechsteiler sollte sich eigentlich unter die ab 2002 erschienenen Oneshots und Miniserien von Marvels "The End"-Projekt einreihen, doch hat Ed Brubaker der entsprechenden Namensgebung einen Strich durch die Rechnung gemacht. Er ließ Captain America bekanntlich 2007 auf spektakuläre Art und Weise sterben, womit eine Verwechslungsgefahr mit der von David Morrell verfassten und von Mitch Breitweiser gezeichneten Story drohte, die nur wenige Monate später veröffentlicht werden sollte – folglich erschien sie unter dem neuen Titel "Captain America: The Chosen".
Darin erhält der Marine James Newman bei einem Feuergefecht in einem Dorf in Afghanistan unerwartet Unterstützung von Captain America, der ihm dabei hilft, seine Kameraden zu retten. Seltsam ist dabei nur, dass weder sie noch seine Vorgesetzten den berühmten Schildschwinger gesehen haben und annehmen, dass die Fantasie dem Helden des Tages einen Streich gespielt hat. Newman, der fernab von Frau und Kind im Einsatz steht, trifft allerdings erneut auf Cap, als er und andere Soldaten in einer Höhle eingeschlossen werden. Tatsächlich aber ringt Steve Rogers in einer geheimen Einrichtung in den USA mit dem Tod, da das Superhelden-Serum nach Jahrzehnten seine Wirkung verloren hat.
Mit den in dieser Erzählung immer wieder betonten Begriffen Mut, Ehre, Loyalität und Opferbereitschaft hat sich der Autor mehr als einmal auseinandergesetzt, schließlich handelt es sich bei David Morrell um den Schöpfer von "First Blood", dem Roman um den Vietnamkriegs-Veteranen John Rambo. Bei seinem ersten (und bisher einzigen) Comic zeigt er auf eindringliche, aber an keiner Stelle aufdringliche Weise, dass schon manch als Kleinigkeit abgetane Handlung eine Wendung zum Positiven und für eine bessere Welt bedeuten kann: Das, wofür Captain America (abgesehen natürlich vom Patriotismus) seit 1941 steht. Mitch Breitweisers düster gehaltenes Artwork passt perfekt zur teils beklemmenden Stimmung, die von der Kolorierung noch weiter untermauert wird.