Unter der Führung von Daredevil hat die Hand das Sagen in Hell's Kitchen und bedroht nun auch den Rest von New York.
Das Leben von Matt Murdock und seinem superheldischen Alter ego Daredevil kann man getrost als turbulent bezeichnen. Mehrere Personen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis des blinden Heroen bekamen über die Jahre Besuch vom Sensenmann, er selbst wurde mehrmals in tiefe, existenzielle Krisen gestürzt. Zwei in dieser Hinsicht maßgebliche Storys, nämlich
"Born Again" von Frank Miller und
"Guardian Devil" von Kevin Smith, fanden bereits Eingang in die Marvel-Kollektion von Hachette, nun gesellt sich mit "Shadowland" von 2010 eine weitere hinzu.
Darin kommt es zum offenen Konflikt zwischen Luke Cage, Iron Fist, Misty Knight, White Tiger, Colleen Wing und Shang-Chi einerseits und Daredevil andererseits. Der Mann mit den Hörnern wurde nämlich zum Anführer der Hand und hat dort, wo Bullseye vor kurzem einen Häuserblock zerstörte und 107 Menschen tötete, einen Tempel errichtet. Von hier aus üben seine Ninjas mit harten Bandagen und scharfer Klinge ihr eigenes Gesetz aus, das selbst vor Cops nicht Halt macht. Als Daredevil seinen Erzfeind Bullseye im Kampf tötet, ist das Maß für seine Freunde voll – doch das klärende Gespräch artet zum brutalen Kampf um Leben und Tod aus.
Dass sich ausgerechnet der Anwalt Matt Murdock zum Richter, Henker und Geschworenen in einer Person aufschwingt, ist eine mehr als gelungene Pointe von Autor Andy Diggle, dem Nachfolger von Ed Brubaker bei "Daredevil" und obersten Fädenzieher des "Shadowland"-Crossovers. Die tiefe Religiosität des Protagonisten spielt dabei keine Rolle, vielmehr wird das Ringen um seine Seele ganz konkret und nicht im übertragenen Sinne dargestellt. Mit für den Daredevil'schen "Street level" passenden Gaststars und dynamisch-düsterem Artwork von Billy Tan ("Green Lantern") ist für gute Unterhaltung gesorgt, wenn diese auch weniger episch ausfällt als bei den eingangs genannten Klassikern.