Während Amerika von allen Seiten Gefahr droht, sind nur noch wenige Superhelden aktiv.
Nicht nur die "British Invasion" der 1980er Jahre entfaltete einen starken Einfluss auf die amerikanische Comic-Landschaft, viele kreative Impulse gingen (und gehen) auch von kanadischen Künstlern aus. Eine Vorreiterrolle unter ihnen gebührt dem in Toronto geborenen Darwyn Cooke, der sich über den Umweg als Mitarbeiter bei den populären "Animated Series" von Batman und Superman der 1990er nach und nach einen Namen auf dem US-Markt machte. Und so war die Nachricht seines verlorenen Kampfes gegen eine besonders aggressive Form von Krebs im Mai 2016 ein großer Verlust für die Neunte Kunst, die ihm unter anderem einen Relaunch von Will Eisners "The Spirit" oder das meisterhafte
"Before Watchmen: Minutemen" verdankt.
Ein besonderes Highlight stellt "DC: New Frontier" dar, das mehrere der begehrten Eisner Awards abräumen konnte. In der sechsteiligen Miniserie, die in den Bänden 47 und 48 der DC-Sammlung von Eaglemoss zu finden ist, entführt Darwyn Cooke die Leser zunächst in das Jahr 1945. Auf einer Pazifikinsel werden die "Losers" von urzeitlichen Tieren aufgerieben, doch zumindest das Ziel, wichtige Unterlagen zu bergen, kann erreicht werden. Mit diesem wollen die USA den Sowjets die Initiative im Weltall wieder entreißen, während man sich gleichzeitig immer noch mit den letzten Vigilanten herumschlägt, die im Rahmen der McCarthy'schen Hexenjagd in die Illegalität gedrängt worden sind. Doch mit J'onn J'onnz ist auch ein Besucher aus dem Mars mitten im Herzen der Vereinigten Staaten in den Kampf für das Gute eingetreten…
Durch die rosa Brille des Comic-Nostalgikers gesehen, mag das "Silver Age" eine unschuldige Zeit gewesen sein. In der Realität des Kalten Krieges hatten es die Bürger der USA jedoch mit Paranoia vor dem Kommunismus, einem drohenden atomaren Schlagabtausch, ungezügeltem Wettrüsten und sozialen Unruhen zu tun. Genau diesen Widerspruch fängt Darwyn Cooke auf meisterhafte Art und Weise in einzelnen Episoden mit verschiedenen Protagonisten ein, deren Handlungen zunächst nichts miteinander zu tun haben scheinen. Das Artwork sollte nicht nur für Fans des "Animated"-Zeichenstils ein Augenschmaus sein, Dave Stewarts Farbgebung tut ein Übriges zum Lesegenuss. Als Bonus gibt's eine Story von Altmeister Paul Levitz aus dem Jahr 1979 über die Justice Society of America.