Es ist etwas faul im Staate England... und nur Neil Gaiman weiß, wie das Marvel-Universum des Jahres 1602 zu retten ist.
Wenn doch nur alles im Leben so leicht zu haben wäre: Band 59 der feinen Hachette-Kollektion mit älteren und neueren Klassikern des "House of Ideas" enthält gemeinsam mit
Band 47 ("Eternals") die beiden wesentlichen Werke, die Neil "Sandman" Gaiman bisher für Marvel geschaffen hat. Für "Marvel 1602", 2003/04 erschienen, erhielt der Brite von Verlagsboss Joe Quesada freie Hand, um eine ebenso ungewöhnliche wie clevere alternative Marvel-Welt zu kreieren, die im titelgebenden Jahr von mysteriösen Unwettern heimgesucht wird, welche die Untertanen Ihrer Majestät Elisabeth I. zutiefst verunsichern.
Die Regentin beauftragt sowohl Sir Nicholas Fury, ihren Geheimdienstchef, als auch Sir Stephen Strange, ihren frischgebackenen Hofarzt, mit der delikaten Aufgabe, den Ursachen der unheimlichen Phänomene auf den Grund zu gehen. Diese scheinen sowohl mit einem geheimnisvollen Artefakt zu tun haben, das seine gefährliche Reise von Jerusalem nach London angetreten hat und allerlei Begehrlichkeiten weckt, als auch mit der jungen Virginia Dare, die soeben gemeinsam mit ihrem indianischen Begleiter Rojhaz am Hofe angekommen ist und im Namen der Kolonisten im fernen Amerika um Hilfe bittet. Was folgt, sind nicht nur Intrigenspiele allerhöchsten Ranges, sondern auch das drohende Ende der Welt.
"Marvel 1602" versteht es, seinen Glanz in vielerlei Schichten aufzutragen, die es nach- und nebeneinander zu entdecken gilt. Ganz abgesehen davon, in welchen Rollen sich die vielen versammelten Marvel-Charaktere wiederfinden (und dem teilweise damit verbundenem Rätselraten beim Lesen), bekommt man nicht nur eine intelligente alternative Geschichtsschreibung voller Referenzen und Anspielungen, sondern auch elegant eingeflochtene Betrachtungen zur Natur der Dinge im Allgemeinen und der Essenz des Marvel-Universums im Besonderen geboten, die von Andy Kubert und Richard Isanove (
"Wolverine: Origin") grafisch eindrucksvoll festgehalten worden sind. Keine Ausreden – das ist (nicht nur) Marvel-Pflichtlektüre!