Coco Zamis reist nach Wien und kehrt zurück in den Schoß der schwarzen Familie. Hintergrund ist die Testamentseröffnung ihres Vaters Michael.
Plötzlich ist alles anders und Coco Zamis gezwungen, sich mit ihren Feinden an einen Tisch zu setzen. Mit zwiespältigen Gefühlen lässt sie London hinter sich und begibt sich, ohne Dorian in ihre Pläne einzuweihen, nach Wien. Noch hat Coco keinerlei Hinweise darauf, welchen Inhalt das Testament ihres Vaters für sie bereithält. Von alldem nichts ahnend versucht auch Dorian in Begleitung von Donald Chapman und Marvin Cohen auf Umwegen in die Donaumetropole zu gelangen.
Währenddessen entwickelt sich die Testamentseröffnung für Coco zu einem Schlag ins Gesicht. Es kommen ihr Zweifel, ob es sich tatsächlich um den letzten Willen ihres Vaters handelt. Denn die Verfügungen des Familienoberhauptes der Zamis-Sippe halten eine böse Überraschung für die junge Frau bereit. Bevor sie als neues Oberhaupt der Wiener Dämonen der schwarzen Familie bestätigt wird, muss sie den sadistischen Grafen Behemoth ehelichen.
Doch als ob dies noch nicht genug wäre, verlangt das Testament noch mehr von der letzten Überlebenden der Familie Zamis. Mithilfe magischer Mittel sollen ihr jene Eigenschaften genommen werden, die einst zu ihrer Verstoßung aus der schwarzen Familie führten. Coco sieht sich einmal mehr mit ihrer Vergangenheit konfrontiert und muss sich der bangen Frage stellen, ob es ihren Feinden gelingen wird sie ihrer Menschlichkeit zu berauben.
Abenteuer in der Vergangenheit sind seit jeher ein fester Bestandteil innerhalb der Serie über den kompromisslosen Dämonenjäger Dorian Hunter. Bisher beschränkten sich diese allein auf den namengebenden Protagonisten und seine früheren Leben, in denen er sich dem Kampf gegen das Böse stellte. Mit der aktuellen Folge eröffnet man nun nicht nur einen neuen Mehrteiler, sondern auch eine neue Perspektive auf die Ereignisse.
"Hexensabbat – Lehrjahre" thematisiert erstmalig das Leben der Hexe Coco Zamis. Der Hörer bekommt einen tiefen Eindruck von den inneren Strukturen, Sitten und Gebräuchen innerhalb der schwarzen Familie. "Dorian Hunter" war und ist eine Serie, die in Sachen Härte nie ein Blatt vor den Mund genommen hat. Im Fall von "Lehrjahre" bekommt die Gewalt allerdings noch einmal eine neue Dimension, denn sie ist hier der Ausdruck der Grausamkeit und Verschlagenheit der Dämonen, denen ein Menschleben nichts bedeutet. Dies dürfte für zartbesaitete Gemüter sicherlich nur schwer ertragbar sein, deshalb sollten diese sich doch eher auf andere Serien konzentrieren.
Der große Reiz dieser Folge ist sicherlich darin begründet, dass der Schleier gelüftet wird, der bisher über großen Teilen der Vergangenheit von Coco lag. Man erfährt mehr über ihre Kräfte und die Familienverhältnisse. Doch damit nicht genug, auch das Innenleben der Hexe wird dem Hörer nahegebracht und man bekommt einen plastischen Eindruck davon, wie gefährlich und riskant es gewesen sein muss, über Jahre die wahren Gefühle und Gedanken vor dem Umfeld zu verbergen. Inhaltlich lässt man mit dem ersten Teil des neuen Mehrteilers somit kaum Wünsche offen.
Bei der Gestaltung des akustischen Rahmens verwendet man erneut Techniken, die sich bereits bei anderen Episoden etabliert haben. Schnelle Übergänge, beängstigende Geräusche und eine immer wiederkehrende verstörende Melodie, die in den Zwischensequenzen erklingt und den Hörer in eine Welt entführt, die scheinbar nur einen Schritt von der unsrigen entfernt zu liegen scheint, erzeugen eine dunkle Atmosphäre.
Bei der Rollenbesetzung kann man sicher sein, dass seitens der Produzenten keine faulen Kompromisse geschlossen werden und jene Sprecher zum Einsatz gelangen, die hundertprozentig zu den Figuren passen. Wie weit die Liebe zum Detail geht, offenbaren die Macher, wenn sie es sich nicht nehmen lassen, mehrere Rollen dreifach zu besetzen, um den unterschiedlichen zeitlichen Stationen jene Aufmerksamkeit schenken, die erforderlich ist, um der Geschichte die notwendige Authentizität zu verleihen. Eine Herangehensweise, die leider viele Konkurrenten noch immer nicht verinnerlicht haben und Rollen auch über einen langen geschichtlichen Zeitraum mit der gleichen Stimme einsprechen lassen.
Es gibt Stimmen, die sind für einen persönlich einfach positiv konnotiert, weil sie oft für Charaktere zum Einsatz kommen, die Sympathie versprühen und das Gute verkörpern. Dazu zählen die Stimmen von Lutz Mackensy und Sandra Schwittau. Doch die beiden beweisen im Fall von "Lehrjahre" eindrucksvoll, dass sie auch ganz anders können. Selten zuvor waren die beiden so durchtrieben, verdorben und bösartig zu hören. Insbesondere Sandra Schwittau gelingt es, die pechschwarze Aura ihrer Rolle fast greifbar zu machen.
Dazu kommen viele Stimmen, die einen hohen Wiedererkennungswert haben und ihren Figuren eine enorme Präsenz verleihen. An dieser Stelle seien Klaus Dieter Klebsch, Stefan Krause und Andreas Schmidt genannt, denen man die Freude an ihrer Arbeit deutlich anhören kann. Kurz und gut, "Hexensabbat – Lehrjahre" bringt alles mit, was spannende und intelligente Unterhaltung im Horrorbereich leisten muss. Eine Serie mit Alleinstellungsmerkmal präsentiert sich erneut in Höchstform.