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Gruselkabinett 94

Es gibt Instrumente, die sich durch einen außergewöhnlichen Klang von der breiten Masse abheben. Sie wurden erschaffen von Ausnahmekünstlern ihrer Zeit.

(C) Titania Medien/Lübbe Audio / Gruselkabinett 94 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenTrotz eines respektablen Berufs und großer Anerkennung seitens der Einwohner von Bremen muss sich der Geigenbauer Tobias Guarnerius mit Gelegenheitsarbeiten und kleinen Reparaturen über Wasser halten und fristet ein Dasein knapp über dem Existenzminimum. Der begabte Handwerker wird immer trübsinniger und verhält sich abweisend gegenüber seinen Mitmenschen. Doch dann endlich kommt ihm eine Idee, wie er sein ärmliches Leben hinter sich lassen kann, um endlich jenes Ansehen zu erfahren, das ihm seiner Meinung nach zusteht.


Er beginnt Instrumente zu bauen, die sich an den Arbeiten großer Künstler orientieren, doch keines der Instrumente reicht an eines der Originale heran. Wieder machen sich Verzweiflung und Niedergeschlagenheit breit. Ausgerechnet der Zufall will es, dass das Leben von Tobias Guarnerius eine dramatische Wende nimmt. Einer seiner Kunden vergisst ein altes Buch in seinem Geschäft. Fasziniert stellt er fest, dass es sich mit der Idee der Seelenwanderung beschäftigt. Da keimt ein Gedanke in dem jungen Mann – eine Überlegung, die dafür Sorge trägt, dass nichts mehr so sein wird, wie es war.


Mit "Tobias Guarnerius" bekommt wieder einmal eine eher unbekannte Geschichte die Chance, sich einem breiteren Publikum im Rahmen von "Gruselkabinett" zu präsentieren. Bei mittlerweile über 90 Hörspielen sollte man der Meinung sein, dass alle klassischen Gruselgeschichten an dieser Stelle bereits einmal erzählt wurden. Dass dem nicht so ist, zeigt die vorliegende Folge. Die Idee, einem Gegenstand eine Seele oder sogar Leben einzuhauchen, ist nicht uninteressant, insbesondere dann, wenn es sich um ein Instrument handelt. Wie schon des Öfteren ist der eigentliche Kern der Geschichte in eine Rahmenhandlung eingebettet.


In dieser wird von einem jungen Mann berichtet, der Guarnerius zunächst begegnet und sich einige Jahre später von einem Gastwirt berichten lässt, wie es zu der Schließung des Geschäfts kam. Auch der eigentliche Plot zeichnet sich durch eine klassische Gliederung aus. Zunächst wird die Vorgeschichte der Hauptfigur beleuchtet und wie es zu den schicksalshaften Veränderungen kommen konnte. Im Anschluss erfährt der Hörer, wie der Instrumentenbauer eine folgenschwere Entscheidung trifft und welche Konsequenzen diese für ihn hat. Der letzte Teil beschäftigt sich mit der Erkenntnis, was sein Tun bewirkt hat und wie es möglich ist für Wiedergutmachung zu sorgen.


Durch die vielen Wendungen, die die Story innerhalb von knapp 50 Minuten nimmt, besteht in keiner Sekunde die Gefahr, dass Langeweile aufkommt. Schnell nimmt einen die ungewöhnliche Lebensgeschichte von Tobias Guarnerius gefangen und die Zeit vergeht im Flug. Der übersinnliche Aspekt der Geschichte ist das zentrale Thema, allerdings ist es nicht überpräsent und lässt genügend Platz, um mehr über den Namensgeber dieser Folge zu erfahren. Grusel und Charakterzeichnung gehen hier eine ausgewogene Verbindung ein und präsentieren sich dem Hörer als stimmiges Ganzes.


Neben einem interessanten Inhalt ist natürlich auch die sonstige Gestaltung des Hörspiels nicht zu unterschätzen und leistet einen enormen Beitrag, damit alles zueinanderpasst. Ein großer Pluspunkt ist im Fall von "Tobias Guarnerius" die unheimliche, dichte Atmosphäre, insbesondere in jenem Moment, wenn sich Guarnerius erstmalig mit seiner Geige der Öffentlichkeit präsentiert und zu spielen beginnt, darf man getrost von Gänsehautstimmung sprechen. Aber auch die anderen Stationen der Handlung werden mit gut gewählten Soundeffekten passend inszeniert, ohne je aufdringlich zu wirken.


Im Gegensatz zu anderen Episoden wird Musik hier nicht als spannungserzeugendes Mittel zur Untermalung der Dialoge genutzt, sondern rückt an einigen zentralen Stellen in den Mittelpunkt der Geschichte, was sehr gut zur Thematik passt. Hier wird wieder einmal bewiesen, dass man bei Titania sein Handwerk versteht. Im Gegensatz zu einigen anderen Produktionen der Reihe, die mit wenigen Stimmen auskommen, schöpft man im aktuellen Fall aus den Vollen und bietet über ein Dutzend bekannter Sprecher auf, um "Tobias Guarnerius" in Szene zu setzen.


Hasso Zorn hat sich langsam zu so etwas wie dem Stammerzähler beim "Gruselkabinett" entwickelt und macht auch hier eine gute Figur dabei, den Hörer auf das Geschehen einzustimmen. Dazu kommen einige bekannte Synchronsprecher wie Peter Weis, Arianne Borbach, Frank-Otto Schenk und Timmo Niesmer, die alle einen guten Job machen. In der Rolle des Tobias Guarnerius ist der noch unbekannte Tobias Nath zu hören, dem es aber ohne Probleme gelingt, die zerrissene Figur des Geigenbauers mit Leben zu füllen. "Tobias Guarnerius" ist eine runde Sache, die man ohne Probleme weiterempfehlen kann. Innerhalb der Reihe eine stärkere Folge, die sicherlich mehrmals den Weg in den CD-Schacht finden wird.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien/Lübbe Audio




 


 
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