Innerhalb weniger Tage bricht das Grauen über die Familie De Simone herein. Einer nach dem anderen stirbt einen grauenvollen, rätselhaften Tod.
Die De Simones sind einer jener Familien, mit denen es das Leben und das Schicksal stets besonders gut meinten. Dies scheint sich jedoch quasi über Nacht zu ändern als Paola de Simone und ihr Freund Mark Saxon von einem Unbekannten ein Gemälde überreicht bekommen. Der Fremde behauptet, das Bild sei das Vermächtnis des kürzlich durch Selbstmord verschiedenen Malers Massimo Bunavo an das Geschlecht der De Simones. Kaum hat das Schlachtengemälde seinen Weg auf das Anwesen gefunden, schleicht das Grauen durch die Zimmer und Flure.
Schon in der ersten Nacht fällt das Familienoberhaupt Umberto dem nicht fassbaren Bösen zum Opfer und verstirbt. Doch dies ist erst der Auftakt zu einer ganzen Reihe furchtbarer Ereignisse. Immer wieder scheint dabei das abstoßende Werk des merkwürdigen Malers eine Rolle zu spielen. Mark Saxon setzt alles daran, das Geheimnis des Bilds aufzudecken, bevor auch der Letzte der Familie ein blutiges Ende gefunden hat. Wie sich schnell herausstellen soll, eine äußerst gefährliche und tödliche Aufgabe.
Nachdem man mit der
letzten Folge ein extra für die Reihe geschriebenes Skript umsetzte, wendet sich Contendo im vorliegenden Fall wieder der Vertonung eines Romanhefts von Earl Warren aus den 1970er Jahren zu. Dabei wählt man auch ein Thema, dass insbesondere in den 1960ern und 1970ern im Kino große Popularität besaß: Eine Familie, die nach und nach durch einen wie auch immer gearteten Fluch ins Jenseits befördert wird. Im vorliegenden Fall übernimmt diese Funktion ein vom Maler selbst verfluchtes Gemälde, indem es große Kreativität beweist, die einzelnen Mitglieder der Familie auf kunstvolle Art zu beseitigen.
Bei einem Gruselhörspiel darf man nicht Gefahr laufen, alles logisch zu hinterfragen, lediglich das Motiv für den Auftakt der unheimlichen Ereignisse sollte für den Hörer nachvollziehbar sein. Dies ist im Fall von "Das lebende Gemälde" geglückt, auch wenn man erst sehr spät die wahren Hintergründe für das Handeln des Malers Bunavo erfährt. Spannende und ruhigere Momente stehen in diesem Hörspiel in einem ausgewogenen Verhältnis. Wenn das Grauen wieder einmal zuschlägt, sind diese Augenblicke äußerst dicht inszeniert und sorgen für einen leichten Schauer. In den verhalteneren Passagen nimmt man sich die Zeit, die einzelnen Figuren etwas näher zu beleuchten und Tiefe zu verleihen.
Einen Abzug gibt es leider in der B-Note für die Dialoge. Bei so manchem Wortwechsel möchte man am liebsten vor Scham im Boden versinken. Als exemplarisches Beispiel sei hier Mark Saxons Gespräch mit dem zwielichtigen Carlo Trenzi genannt. Natürlich ist die Diskussion über Sinn und Unsinn von Dialogen so alt, wie es dieses Genres in Literatur und jeglicher erdenklichen Kunstform gibt. Vielleicht liegt es einfach auch an der Romanvorlage, die ja nun schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel hat.
Die Soundeffekte sind, wie man es von Contendo gewohnt ist, wieder einmal hervorragend gewählt und passend platziert. Gerade jene Momente, in denen das Bild zum Leben erwacht und seine Opfer auf die Leinwand katapultiert, sind wirklich sehr überzeugend und gruselig geworden. Die musikalische Untermalung dient in weiten Teilen dieser Produktion dazu, das heraufziehende Grauen zu unterstützen und zu verdichten. Man spürt geradezu, wie die Bedrohung für die Bewohner des Hauses De Simone mit jedem Todesfall weiter zunimmt und auf einen unabwendbaren Höhepunkt zusteuert.
Fast 20 Sprecher sind angetreten, um die Geschichte des lebenden Gemäldes mit Leben zu füllen. Viele davon sind schon viele Jahre im Geschäft und verstehen es blind, mit ihrer Stimme die ganze Palette der menschlichen Emotionen abzubilden. So sind in diesem Hörspiel so klangvolle Namen wie Arianne Borbach, Till Hagen, Lutz Mackensy, Jürgen Thormann und Michael Pan widerzufinden, die alle eine ordentliche Leistung abliefern und diese Produktion mit ihrer Arbeit zu einer hörenswerten Angelegenheit machen.
In den Hauptrollen sind Rainer Fritsche und Yvonne Greitzke zu hören, denen man das junge Liebespaar, das versucht den Fluch zu brechen, jederzeit abkauft. Nach dem Tiefpunkt der vorherigen Folge befindet sich das Schiff wieder auf Kurs. Mit "Das lebende Gemälde" knüpft man dort an, wo man mit der
dritten Episode aufhörte. Man hat sich auf einer ordentlichen Basis konsolidiert, kann zukünftig sicherlich gerade auf inhaltlicher Ebene aber noch zulegen. Unterhaltsames Gruselhörspiel mit 1970er Jahre Charme.