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Gruselkabinett 93

Einst war das Haus der sieben Giebel lebendig und fröhlich. Heute erwartet den Besucher mit dem Familienbesitz der Pyncheons ein düsterer und abweisender Ort.

(C) Titania Medien/Lübbe Audio / Gruselkabinett 93 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenTrotz der finsteren Geschichten, die man sich über das Haus der sieben Giebel und seiner Bewohner erzählt, lässt sich der junge Mr. Holgreave nicht davon abschrecken und bittet die Besitzerin, Mrs. Hepzibah Pyncheon, als Untermieter bei ihr einziehen zu dürfen. Die alte Dame, die allein und zurückgezogen in dem düsteren Gemäuer ihr Dasein fristet, hadert lange Zeit mit sich, ob sie dem Wunsch des jungen Mannes nachgeben soll. Zu tief sitzt das Misstrauen gegenüber Fremden. Doch schließlich gibt sie dem Wunsch von Holgreave nach und gibt ihm eines der Zimmer in einem der Giebel des Hauses.


Nachdem einige Wochen vergangen sind, baut sich langsam ein Vertrauensverhältnis zwischen der verschlossenen alten Frau und ihrem neuen Mitbewohner auf. Eines Abends beginnt Mrs. Pyncheon unvermittelt Holgreave die Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Eine Geschichte überschattet von Schicksalsschlägen, Intrigen, Kummer und Leid. Bei vielen der Ereignisse scheint zudem auch immer wieder schwarze Magie eine Rolle zu spielen. Holgreave ist sofort von der Erzählung seiner Vermieterin fasziniert und bittet sie mehr über die Vergangenheit der Pyncheons preiszugeben.


So erfährt der junge Mann immer mehr über die Familiendynastie und den Fluch, der seit mehreren Generationen auf ihr lastet, ausgelöst durch den skrupellosen Colonel Pyncheon, der selbst vor Mord nicht zurückschreckte, um seine Ziele zu erreichen. Diese Rücksichtslosigkeit sollte ihm und seiner Familie für viele Jahre zum Verhängnis werden. Dass der Fluch nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat, erfährt Holgreave am eigenen Leib als die Nichte von Hepzibah das Haus der sieben Giebel bezieht und beide Zeuge übersinnliche Phänomene werden.


Zum ersten Mal steuert Nathaniel Hawthorne eine Geschichte zum "Gruselkabinett" bei, der neben Edgar Allan Poe und Hermann Neville zu den großen amerikanischen Vertretern der Romantik zu zählen ist. "Das Haus der sieben Giebel" ist auch gleichzeitig das bekannteste Werk des Autors und im angloamerikanischen Raum ein Standardwerk des Schauerromans.
Wie so häufig in dieser Literaturgattung hält das Grauen und das Übersinnliche nur auf dezente und zurückhaltende Weise Einzug in die Geschichte. Zwar wird immer wieder der Fluch, der auf  der Familie Pyncheon lastet, thematisiert, ist aber für den eigentlichen Plot der Geschichte nur der Aufhänger für die Geschichte zweier Familien, die sich unversöhnlich über Generationen gegenüberstehen.


"Das Haus der sieben Giebel" bietet alles, was ein großes Familienepos ausmacht. Machtgier, Neid und Hass sorgen für den Niedergang der Pyncheons. Hier liegen die Stärken des Stoffs, der auch nach Jahrhunderten immer noch Strahlkraft besitzt. Der Fluch und seine Auswirkungen sind das schmückende Beiwerk für die Chronik einer Familie, die sich aus Selbstsucht, Gier und Missgunst zugrunde richtet. Wie so einige Geschichten beim "Gruselkabinett" dauert es auch hier, bis die Geschichte an Fahrt aufnimmt. Hörer, die sich für eine schnelle und actiongeladene Story begeistern, sind hier definitiv fehl am Platz. Wer sich jedoch für eine intensive Geschichte voller großer Gefühle erwärmen kann, ist hier goldrichtig.


Trotz einer gehörigen Straffung des 500 Seiten fassenden Werks schleicht sich die eine oder andere Länge ein. Vielleicht hätte man einige Dialoge noch kürzen können, um der Handlung noch zusätzliche Dichte zu verleihen. Die Soundkulisse ist wie gewohnt großartig und bereits nach wenigen Augenblicken ist man abgetaucht in eine andere Welt, die Jahrhunderte von der unsrigen entfernt ist. Insbesondere über Kopfhörer nimmt einen die geräuschtechnische Rahmung schnell gefangen und intensiviert das Hörvergnügen.


Wendet sich man den Sprechern zu, so gibt es nur wenige Stimmen, die einen bereits seit Jahrzehnten auf gleichbleibend hohem Niveau begleiten. Eine aus diesem erlauchten Kreis ist jene von Dagmar von Kurmin, die Hepzibah Pyncheon auf grandiose Art zum Leben erweckt. Horst Naumann ist gleich zweifach zu hören und gibt dem Bösen eine markante und Furcht einflößende Stimme. Der im Hörspielbereich noch eher unbekannte Louis Friedemann Thiel führt in der Rolle als Holgreave als Erzähler durch die Geschichte und macht dabei eine ausgesprochen gute Figur. Dazu kommen viele andere gut besetzte Sprecher, die in ihren Rollen zu glänzen wissen.


Wieder einmal eine ruhigere Folge, die allerdings mit einer großartigen Atmosphäre und sehr guten Sprechern zu unterhalten weiß. Wie gewohnt zeichnet sich die Reihe durch eine breit gefächerte Stoffauswahl aus, die vielen Aspekten der Horror- und Gruselliteratur Platz bietet und eine willkommene Abwechslung zum Groschenroman-Horror bietet. Schön, dass so literarische Stoffe, wie im vorliegenden Fall, ihr Hörspieldebüt feiern können. Titania Medien ist und bleibt in diesem Bereich einfach der uneingeschränkte Klassenprimus.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien/Lübbe Audio




 


 
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