Mysteriösen Vorkommnisse beginnen eine junge Frau mehr und mehr in den Wahnsinn zu treiben.
Jessica leidet unter psychischen Problemen. Da kommt es einem Wunder gleich als ihr Mann Brandon ein Haus an der Küste erbt und das junge Paar die Gelegenheit bekommt, die Hektik der Großstadt hinter sich zu lassen. Jessica reist unverzüglich nach Newport, um das neue Eigenheim bezugsfertig zu machen, während Brandon aus geschäftlichen Gründen beschließt nachzukommen. Die Luftveränderung scheint der jungen Frau gut zu bekommen, bis sie einen mysteriösen Anruf erhält. Ein Fremder erkundigt sich nach der vorherigen Besitzerin.
Zunächst erscheint dies nichts Ungewöhnliches zu sein, doch als Jessica dem Unbekannten erklärt, dass die vorherige Besitzerin verstorben sei, beharrt dieser darauf vorbeizukommen, um etwas, das ihm gehöre, in seinen Besitz zu bringen. Trotz des Protests der verängstigten Frau verschafft sich der Mann Zutritt zum Haus. In einem der Räume bringt er aus einem Versteck unter den Dielen einen makabren Fund ans Tageslicht und verschwindet. Jessica ist geschockt, denn unter den Bodenbrettern zerrte der unheimliche Besucher eine skelettierte Hand hervor. Ihr Ehemann und die eingeschaltete Polizei sind zunächst zutiefst beunruhigt über die Vorkommnisse.
Das ändert sich jedoch schlagartig als der Sheriff den Namen des vermeintlichen Eindringlings erfährt. Jener gilt nämlich bereits seit vielen Jahren als tot. Kehrt Jessicas Erkrankung schlimmer als je zuvor zurück? Alles deutet daraufhin, dass sie langsam den Verstand verliert. Immer mehr Menschen zweifeln an ihrem Geisteszustand, kann es tatsächlich sein, dass die Fantasie ihr einen bösen Streich spielt?
Nachdem in den letzten Folgen einige Spielarten des Horrorgenres in die Reihe integriert wurden, wendet sich Contendo mit "Erlösung" wieder einer eher klassischen Gruselgeschichte zu. Obwohl man dabei auf viele bekannte Elemente einer solchen Geschichte zurückgreift, wie etwa einem alten, leerstehenden Haus, in dem eine junge Frau mit den Kräften des Übernatürlichen konfrontiert wird, kommt "Erlösung" überraschend frisch und äußerst unterhaltsam daher.
Trotz vieler bekannter Accessoires einer klassischen Geistergeschichte bleibt die Story doch über eine weite Strecke für den Hörer interessant, was sicherlich dem Umstand geschuldet ist, dass man sich nie sicher sein kann, wie es tatsächlich um den Geisteszustand von Jessica bestellt ist. Was ist Realität und was bloße Einbildung? Dazu gesellt sich ein amtliches Gruselfeeling, immer dann, wenn der undurchsichtige Henry Andergast die Szene betritt und dafür sorgt, dass Jessica mit einem permanenten Gefühl der Bedrohung und des Terrors leben muss. Eine Situation, die sich langsam auch auf den Rezipienten überträgt und für ein unangenehmes Ziehen in der Magengegend sorgt.
Zusätzliche Spannung kommt auf, durch die immer wiederkehrenden Anspielungen auf die Vergangenheit der ehemaligen Besitzerin des neu erworbenen Hauses und die Geschichten, die sich um den alten Andergast ranken. So ergibt sich ein wirkliches gruseliges Hörspiel, das einen großen Teil seiner Spannung aus der überaus dichten Atmosphäre generiert.
Der Autor dieser Folge, Marc Freund, schafft den Spagat, eine den Flair der 1970er Jahre atmende Horrorgeschichte in ein modernes Setting zu übertragen, ohne dabei ins Lächerliche oder Unglaubwürdige abzudriften. Diese dezente Modernisierung trifft auch auf die Dialoge zu, die jederzeit das Flair der goldenen Heftromanzeit versprühen, dabei allerdings nie die Grenze zur Peinlichkeit überschreiten.
Die Soundeffekte kommen eher zurückhaltend zum Einsatz, wenn sie dann allerdings zum Zug kommen, sind sie gelungen platziert und klingen zu jedem Zeitpunkt realistisch und überzeugend. Die verwendeten Musikstücke tun ein Übriges, um die unheimliche Atmosphäre dieses Hörspiels noch zu verstärken und den Hörer auf die Geschichte einzuschwören. Im Gegensatz zu einigen anderen Produktionen dieser Reihe fällt die Anzahl der Sprecher überschaubar aus.
Alle Beteiligten wissen, was von ihnen erwartet wird, um eine düstere Geschichte mit Leben zu füllen und den Hörer seine Umgebung vergessen zu lassen. Zwei Sprecher bleiben dabei besonders in Erinnerung. Da wäre zum einen Annina Braunmiller-Jest, der es gelingt, die Labilität ihrer Figur gut in Szene zu setzen und dem Hörer die Verzweiflung näherzubringen, wenn immer mehr Menschen in ihrer Umgebung an ihrem Verstand zweifeln.
Daneben ist es Holger Löwenberg als Sheriff Bill Nolan, der mit seiner markanten Stimme Erinnerungen an die goldene Hörspielzeit und die Anfangstage der drei Fragezeichen oder die Gruselserie von H. G. Francis wachwerden lässt. "Erlösung" ist die bisher beste Episode dieser Reihe, da beißt die Maus keinen Faden ab. Hier stimmt die Balance zwischen Inhalt, Dialogen und Inszenierung. Mit solchen Geschichten dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis es der Serie gelingt sich dort zu positionieren, wo sie hingehört – an die Spitze.