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Gruselkabinett 92

Eine Übernachtung in einem Hotel kann etwas Wundervolles sein, aber auch etwas Verstörendes oder gar Unheimliches. Diese Erfahrung muss auch der junge Victor Anderson machen, als er sich ahnungslos in einem dänischen Hotel einquartiert.

(C) Titania Medien/Lübbe Audio / Gruselkabinett 92 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm Rahmen seiner Studien begibt sich der britische Geschäftsmann Victor Anderson ins dänische Viborg. Hier erhofft er sich neue Erkenntnis über die Kirchengeschichte der Stadt und des letzten Bischofs. Zu diesem Zweck bezieht er ein Zimmer in einem der örtlichen Hotels. Dieses und sein Besitzer sind äußerst gastfreundlich und geben sich die größte Mühe, den Besuch des englischen Gastes so angenehm wie möglich zu gestalten. Verwundert nimmt Anderson zur Kenntnis, dass man die Zahl 13 bei der Nummerierung der Zimmer ausgespart hat.


Zunächst hält er dies für einen abergläubischen Spleen des Besitzers. Doch bereits in der ersten Nacht in der neuen Umgebung macht Victor einige beunruhigende Entdeckungen. Sein Zimmer scheint in seinen Ausmaßen zu schrumpfen und plötzlich befindet sich eine weitere Tür neben seinem Zimmer, die dort vorher nicht war. Außerdem dringen seltsame Geräusche aus dem Nachbarraum. Doch nicht nur seine Unterkunft hält Merkwürdiges für den Briten bereit, auch bei seinen Forschungen stößt er auf eine ungewöhnliche Geschichte. Wer ist der unheimliche Magister gewesen, der unter dem persönlichen Schutz des Bischofs stand und den die restliche Bevölkerung lieber heute als morgen aus der Stadt geworfen hätte?


Wenn man von der klassischen Gruselgeschichte spricht, so hat dieses Genre sicherlich eine ganze Reihe geistiger Väter, wovon sich auch heute noch viele einer großen Popularität erfreuen. Obwohl er um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert zu den bekanntesten Vertretern der Gattung in seinem Mutterland England zählte, ist der Altertumsforscher und Autor M. R. James ein wenig in Vergessenheit geraten. Unverständlich, wenn man seine Werke näher betrachtet, viele davon haben nichts von ihrem Reiz verloren und dürften auch heutige noch für einen wohligen Schauer sorgen.


Dies mag einer der Gründe sein, warum man seine Geschichten zum wiederholten Mal für das "Gruselkabinett" ausgewählt hat. "Zimmer 13" bringt dann auch alle Zutaten für eine gelungene Schauergeschichte, damit sich der Hörer gut unterhalten fühlt. Ein altehrwürdiges Hotel, das ein dunkles Geheimnis birgt, ein junger Forscher, der gewillt ist, den merkwürdigen Ereignissen auf den Grund zu gehen, und eine ganze Reihe unheimlicher Vorkommnisse, deren Ursache in der Vergangenheit zu suchen ist.


Bis zum Ende schafft es James die Spannung aufrechtzuhalten, was dem Umstand geschuldet ist, dass es ihm immer wieder gelingt, neue Geheimnisse in seine Handlung einzustreuen, die den Hörer geradezu dazu zwingen am Ball zu bleiben. Selbst das Finale ist für eine Geschichte, die Ende des 19. Jahrhunderts entstand, ungewöhnlich. Es hat den Anschein, als ob eine Fortsetzung der unheimlichen Ereignisse durchaus im Bereich des Möglichen lag, denn nicht alle finsteren Geheimnisse, die sich Victor Anderson im dänischen Viborg offenbaren, können gelöst werden.


Trotz des sehr konkreten Horrors, der sich durch ein nur nachts existierendes Zimmer ergibt, bleibt der eigentliche Auslöser des unheimlichen Spuks der Fantasie überlassen. Natürlich gibt es mehr als genug Andeutungen, was sich hinter der Tür mit der Nummer 13 verbergen könnte, eine eindeutige Auflösung bleibt der Autor jedoch schuldig und regt die imaginäre Vorstellungskraft der Hörer an. Ein Umstand, der leider vielen anderen aktuellen Veröffentlichungen abgeht, wo man sich lieber in äußerst detaillierten Beschreibungen des Grauens ergeht. Mit der Veröffentlichung von "Zimmer 13" wird das "Gruselkabinett" einmal mehr seinem Ruf gerecht, die Heimat des klassischen und feinsinnigeren Grusels zu sein und seinen Hörern anspruchsvolle Werke der Schauerliteratur zu präsentieren.   


Geräusche kommen nur wohldosiert dort zum Einsatz, wo sie sinnvoll erscheinen, was die Produktion gelegentlich an ein Kammerspiel erinnern lässt. Darunter leidet jedoch keinesfalls die inhaltliche Qualität oder Spannung des Hörspiels, vielmehr entsteht so eine beklemmende und äußerst dichte Atmosphäre, die den Hörer schnell gefangennimmt. Die Musik ist passend gewählt und unterstreicht an den richtigen Stellen den Spannungsaufbau der Geschichte und verstärkt ihn wenn erforderlich.


Auch wenn das Booklet anderes besagt, wird ein erheblicher Anteil des Hörspiels allein von drei Personen bestritten, während die übrigen Akteure eher am Rand in Erscheinung treten. Umso wichtiger ist es, dass die Besetzung der Hauptrollen zu überzeugen weiß. Diese Aufgabe fällt im aktuellen Fall Christian Stark, Tom Deininger und Patrick Bach zu. Alle drei lösen die gestellten Aufgaben mit Bravour und belohnen die Ohren mit einer Reihe geschliffener Dialoge. Auch bei den Erzählerparts weiß Christian Stark mit seiner ruhigen und warmen Stimme zu überzeugen. Lediglich wenn der Horror in Gestalt des unbekannten Gastes aus Zimmer 13 auf den Plan tritt, hätte man sich noch einen Anflug mehr Furcht und Grauen in den Stimmen gewünscht, um die Sache perfekt zu machen.


Ergänzt wird das Ensemble von Routiniers wie Antje von der Ahe, Lutz Mackensy und Jannik Endemann, die alle ebenfalls ihr professionelles Können unter Beweis stellen. Die 90er Folgen des "Gruselkabinett" starten mit einem starken Auftakt von nun bereits drei überzeugenden Episoden in Folge. Ein Umstand, der sicherlich den guten Vorlagen und der liebevollen Bearbeitung seitens des Produktionsteams geschuldet sein dürfte.  


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien/Lübbe Audio




 


 
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