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Der fünfte Beatle erzählt – Die Autobiografie

"A gay Jew" – "Ein schwuler Jude" hätte diese Autobiografie geheißen, wäre der BEATLES-Manager Brian Epstein dem boshaften Titelvorschlag seines Schützlings John Lennon gefolgt.

(C) Hannibal Verlag / Der fünfte Beatle erzählt – Die Autobiografie / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer Manager der BEATLES ist eine umstrittene Figur. Wohlmeinende honorieren, dass er als erster das enorme Potential der "Fab Four" erkannte und sie mit Beharrlichkeit und Engagement zur großen Karriere führte. Kritiker werfen ihm Unprofessionalität vor und befinden, dass er mit Fehleinschätzungen und -entscheidungen den Gewinn der Pilzköpfe entscheidend schmälerte. Und sein früher Tod (offizielle Ursache: unbeabsichtigte Überdosierung eines Schlafmittels) bietet bis heute Anlass für Spekulationen: Starb Epstein wirklich nur an der Verkettung unglücklicher Umstände? War es vielleicht Selbstmord? Oder wurde gar ein Sexunfall vertuscht (Epstein war homosexuell und masochistisch veranlagt)?


1964 war die "Beatlemania" auf ihrem Höhepunkt, die Teenager der Welt gierten nach BEATLES-Produkten, erste Bücher über die Band waren bereits auf dem Markt, was lag also näher als Informationen aus erster Hand zu liefern? Und so entschloss sich Epstein zusammen mit seinem Assistenten Derek Taylor, dem Pressechef des BEATLES-Imperiums, eine Autobiografie zu verfassen. Trotzdem ist sein Buch mehr als nur ein Schnellschuss, nie hat man den Eindruck, dass hier nur billig schnelles Geld mit der Cashcow BEATLES gemacht werden soll. Klar nehmen die "Fab Four" den meisten Platz ein, aber Epstein erzählt auch von Privatem. Natürlich thematisierte er seine Depressionen oder seine Homosexualität (die damals in UK noch verboten war!) nicht. Zwischen den Zeilen deutet er aber beides durchaus an, und das ist mehr Ehrlichkeit als man eigentlich erwarten darf.


Vor allem erfahren die Leser aber aus allererster Hand die Geschichte der frühen BEATLES ab ihrer Entdeckung durch Epstein, von der anstrengende Suche nach einem Plattenvertrag über den Rauswurf des ursprünglichen Drummers Pete Best, die ersten Erfolge im Heimatland bis zur legendären ersten großen USA-Tournee und dem internationalen Hype. Mit vielen Geschichten und Anekdoten wird ein lebendiges Bild dieser Jahre gemalt. Der geschäftstüchtige Produzent George Martin, der vor seiner Zeit mit den BEATLES auf eine bewegte Vergangenheit als Producer von Sprechplatten verweisen konnte (unter anderem Peter Sellars' "Goons"), trug sich sogar mit der Idee, die Biografie in Zweitverwertung als Hörbuch auf den Markt zu werfen. Der Plan wurde schlussendlich nicht umgesetzt, allerdings haben sich einige Bänder, auf denen Epstein Teile seines Buches einliest, erhalten (nachzuhören auf dem BEATLES-Album "Anthology 1").


Es überrascht, dass die Biografie erst jetzt, 50 Jahre nach ihrer ursprünglichen Publikation, erstmals auf Deutsch erschienen ist, stellt sie doch ein reiches Reservoir an authentischen Geschichten und Anekdoten dar – allerdings haben alle späteren BEATLES-Biografen Epsteins Erinnerungen weidlich ausgeschlachtet. Vor allem Hunter Davies' autorisierte Biografie der "Fab Four" profitiert stark von Epsteins Buch und zitiert es ausgiebig. Um auf die Titelsuche zurückzukommen: In Anspielung auf den unter Bodenniveau gelegenem Cavern Club, in dem Epstein die BEATLES zum ersten Mal live sah, gab er seiner Biografie schlussendlich den Titel "A cellarfull of Noise". Der boshafte John Lennon meinte lapidar, wieder auf Epsteins Homosexualität anspielend, er hätte sie treffender "A cellarful of Boys" nennen sollen.


 
# # # Gustav Ganz # # #



Publisher: Hannibal Verlag




 


 
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