Die neuen Besitzer eines alten Hotels müssen die bittere Erfahrung machen, dass ihre neue Bleibe von Geistern heimgesucht wird.
Das Ehepaar Carmichael hat sich einen Traum erfüllt und ein altes Hotel erworben und renoviert. Endlich treffen die ersten Gäste ein und die Wiedereröffnung des alten Gemäuers scheint ein Erfolg zu werden. Doch dann reist die erste zahlende Kundin noch in der ersten Nacht Hals über Kopf ab. Was die Frau vor ihren Aufbruch erzählt, ist kaum zu glauben. Sie behauptet, in ihrem Zimmer von einem Geist heimgesucht worden zu sein.
Um sich Gewissheit zu verschaffen, geht man auf den Vorschlag der Haushälterin ein und versucht, mithilfe eines Hexenbretts Kontakt zu dem ungeladenen übersinnlichen Gast aufzunehmen. Das Experiment gelingt. Anfangs zeigt sich der Geist durchaus bereit, die an ihn gerichteten Fragen zu beantworten, doch dann kippt die Stimmung von einem Moment auf den anderen. Plötzlich stößt die Spukgestalt Morddrohungen aus, wenn die Carmichaels ihr Hotel nicht umgehend verlassen.
In seiner Not wendet sich das Ehepaar über eine Verwandte an Colin und Alwyne Hargreaves, die bereits des Öfteren in übersinnlichen Angelegenheiten die Ermittlungen aufgenommen haben. Colin und Alwyne zögern keine Sekunde und eilen den Carmichaels zu Hilfe. Kaum eingetroffen müssen sie erkennen, dass die Bedrohung aus dem Reich der Geister weitaus größer ist als vermutet. Den Hargreaves bleibt nur wenig Zeit, den finsteren Kräften, die in dem Hotel am Werk sind, Einhalt zu gebieten.
Bei einem genaueren Blick ins Booklet von "Heimgekehrt" offenbart sich, dass mit diesem Hörspiel kein Klassiker der Schauerliteratur vertont wurde, sondern Marc Gruppe zum nun mehr zweiten Mal im Rahmen des "Gruselkabinett" als Autor tätig wird. Die Geschichte ist solide, schafft es allerdings nicht, wirklich eigene Akzente zu setzen und somit aus der Masse an Geister- und Gespenstergeschichten herauszustechen. Schnell dürfte vielen Freunden von Grusel- und Horrorstory klar sein, wohin der Hase läuft.
Die durchaus atmosphärisch dicht und unheimlich geratenen Passagen des Hörspiels werden aufgelockert durch einige witzige Momente die sich insbesondere aus den Neckereien des Ehepaars Hargreaves speisen. Leider schlagen auch ein paar Längen zu Buche, die die Handlung unnötig strecken. So hätten die Beschwörung des Geistes mit den Ouija-Board zu Beginn des Hörspiels und das ermüdende Telefonat mit Tante Marilyn deutlich kürzer ausfallen dürfen.
Erfreulich ist, dass im zweiten Abenteuer des Ehepaar Hargreaves die Figuren ausgebaut werden und neue Aspekte hinzukommen, die sicherlich für einen möglichen weiteren Fall von Interesse sein könnten. Musik und Geräusche sind wie immer gut gewählt und ermöglichen es, schnell in die bedrohliche Atmosphäre des alten Hotels einzutauchen. Hier überlässt man nichts dem Zufall und spielt die großen Stärken von Titania Medien gekonnt aus.
Erneut sind Stephanie Kellner und Benedikt Weber als Alwyne und Colin Hargreaves zu hören. Beide liefern eine gute und unverkrampfte Leistung ab. Zu jeder Zeit kauft man ihnen das junge, glückliche Ehepaar auf Geisterjagd zu 100 Prozent ab. Hier ist es gelungen, ein neues Sprecherduo zu etablieren, ohne dabei auf bekannte Namen zurückzugreifen, und unverbrauchten Stimmen eine Chance zu geben.
Mit Reinhilt Schneider verhält es sich da schon ganz anders. Sie darf ohne Zweifel zu den Ikonen des Hörspiels gezählt werden, schließlich veredelte sie bereits unzählige Produktionen mit ihrer unverwechselbaren Stimme und liefert auch im Fall von "Heimgekehrt" eine fantastische Arbeit ab. Ebenfalls unverwechselbar dürfte Manfred Lehmann sein, den man bereits nach wenigen Sekunden in der Rolle des Jack Fowley erkennen dürfte.
Wieder einmal stellt er unter Beweis, dass es ihm keinerlei Mühe bereitet, seine Rolle glaubwürdig mit Leben zu füllen. Leider gilt dies nicht für alle Akteure. Sylvia Dakis wirkt als Mrs. Randall leider farb- und lustlos und es gelingt ihr nicht, die resolute Dame passend zu interpretieren. Alle andere Akteure sind mit Eifer und Einsatz bei der Suche und untermauern das gewohnt hohe Niveau der Produktionen von Titania Medien.
Das "Gruselkabinett" hat bereits viele Male unter Beweis gestellt, wie man großartige Horror- und Gruselgeschichten als Hörspiel adaptiert. Gerade bei der Auswahl der literarischen Vorlagen bewies man oft ein glückliches Händchen. Auch in jüngster Vergangenheit erschuf man fantastische Hörspiele, wie etwa
"Alraune", das sich einen Platz in den Top 10 der Serie sicherte. "Heimgekehrt" kann an diese ganz großen Momente leider nicht anknüpfen und muss sich mit einem Platz im Mittelfeld begnügen.