Zehn Jahre nach seinem Verschwinden kehrt Tyler Durden auf die Bildfläche zurück und krempelt das Leben seiner besseren Hälfte erneut gehörig um.
Das Jahr 1999 war alles andere als arm an erinnerungswürdigen Kinofilmen, doch wohl keiner von ihnen schaffte es derart clever, sowohl für Faszination als auch Provokation zu sorgen wie "Fight Club" mit Edward Norton und Brad Pitt in den Hauptrollen. An den Kinokassen zunächst mäßig erfolgreich, entwickelte sich David Finchers brutal-zynischer Gesellschaftskommentar schließlich dank der damals mustergültigen DVD-Veröffentlichung zum Kultstreifen, der viele Kreative maßgeblich beeinflusst hat und regelmäßig auf diversen Bestenlisten auftaucht.
Chuck Palahniuk, der Autor der Romanvorlage und in der Zwischenzeit längst zum fixen Namen im Literaturbetrieb aufgestiegen, hat sich kürzlich daran gemacht, die Geschichte in Form eines Comics fortzuführen. "Fight Club 2" ist zehn Jahre nach den Geschehnissen rund um "Projekt Chaos" angesiedelt, die für den namenlosen Protagonisten dank Medikamenten und medizinischem Marihuana nur noch ein Schreckgespenst der Vergangenheit sind. Sein zum kleinbürgerlichen Klischee verkommenes, betäubtes Leben gerät allerdings aus den Fugen als Marla, mit der er verheiratet ist, aus Langeweile seine Dosierung verändert.
Zum Entsetzen von Sebastian, wie ihr Mann mittlerweile heißt, kehrt Tyler Durden zurück und macht sich daran, sein zwischenzeitlich nur im Rahmen von Hypnosestunden betriebenes Geschäft der Destabilisierung der Gesellschaft nun wieder offen fortzuführen. Der von Marla erhoffte Nervenkitzel artet schnell in eine lebensgefährliche Angelegenheit aus, da der mit Eigenbau-Chemikalien experimentierende gemeinsame Sohn das Haus in Brand setzt und darin umkommt. Wie sich schließlich zeigt, ist es allerdings nicht sein Leichnam, der in den Trümmern gefunden wird, denn Tyler hatte hier seine Finger im Spiel…
Allfällige Bedenken, ob die Fortsetzung von "Fight Club" als Comic funktionieren kann, wischt Chuck Palahniuk binnen kurzer Zeit vom Tisch. Seine Erzählung lässt nichts vom bitterbösen Charakter des Originals vermissen, das an mehreren Stellen zitiert wird und in dessen bewährter Weise Kenner der Materie mit diversen popkulturellen Referenzen erfreut. Auch die grafische Abteilung trägt ihr Scherflein zum rundum gelungenen Sequel bei: Zeichner Cameron Stewart und Kolorist Dave Stewart zaubern ein effektiv-geradliniges Artwork auf die Seiten, über die im wahrsten Sinne des Wortes nicht nur Pillen und Zähne kullern!