Kaum zu glauben, dass es über fünf Jahrzehnte gedauert hat, bis aus einer zunächst gräulich schimmernden Blechbüchse in den Reihen der Avengers ein tragender Charakter des milliardenschweren "Marvel Cinematic Universe" wurde. Tony Starks Alter ego ist in aller Munde und Robert Downey jr. durch seine Darstellung auf der Leinwand zum bestbezahlten Schauspieler Hollywoods aufgestiegen. Dass der gute Mann früher bewusstseinsverändernden Substanzen nicht abgeneigt war, dürfte allgemein bekannt sein, ein damit verbundenes Stück Comic-Geschichte entbehrt für den Kenner allerdings nicht einer gewissen Ironie.
"Iron Man 2" von 2010 basiert nämlich teilweise auf den legendären "The Invincible Iron Man"-Ausgaben 120 bis 128, die mittlerweile unter dem Titel "Demon in a Bottle" zusammengefasst werden und den Titelhelden gehörig in Bedrängnis bringen: Nick Fury und SHIELD wollen insgeheim die Aktienmehrheit an Stark International übernehmen, der skrupellose Konkurrent Justin Hammer lässt Iron Mans Rüstung manipulieren und auch die Beziehung zu Bethany Cabe ist problematisch. Die einzige Lösung des Dilemmas, die Tony dazu einfällt, ist die Flucht in den Alkohol.
Die von (den späteren Architekten des ersten Valiant-Universums) David Micheline und Bob Layton erdachten und von einem jungen John Romita jr. (
"Kick-Ass") gezeichneten Hefte bilden ohne Zweifel die definitive Story des Eisernen schlechthin und stellen einen herausragenden Eintrag in Hachettes Marvel-Sammlung dar. Abseits der cleveren Intrigenspielchen, die die Haupthandlung bestreiten, wird Tonys Kampf gegen den Suff zunächst nur in Nebensätzen behandelt, um dann allmählich in einem großen Klimax zu münden.
"Demon in a Bottle" führt den zunehmenden Realismus von Comics, der Jahre zuvor mit den Drogenproblemen von Harry Osborn und Green Arrows Sidekick Speedy sowie dem nicht minder ikonischen Tod von Gwen Stacy eingeläutet wurde, auf beeindruckende Weise fort. Als besonderes Schmankerl ist (in "The Invincible Iron Man" 122) übrigens auch ein Gastspiel der kürzlich verstorbenen Comic-Legende Carmine Infantino enthalten, in der Iron Mans ursprüngliche Origin inmitten der Frühphase des US-Engagements im Vietnamkrieg erzählt wird.