Neben Dave Sims "Cerebus", Jeff Smiths
"Bone" und "Teenage Mutant Ninja Turtles" von Kevin Eastman und Peter Laird ist "ElfQuest" eine der großen Erfolgsgeschichten des "creator-owned" US-Independent-Comics. Wendy und Richard Pini starteten ihre Serie im Jahr 1978, wobei die erste Story in der ersten (und gleichzeitig letzten) Ausgabe von "Fantasy Quarterly" veröffentlicht wurde. Maßgeblich beeinflusst durch dessen schlechte Druckqualität, gründete das Ehepaar WaRP Graphics und brachte "ElfQuest" ab da an in Eigenregie heraus – so erfolgreich, dass in späteren Jahren sogar Marvel und DC, die das Konzept zuvor noch abgelehnt hatten, Nachdrucke vorlegten.
Auch in Deutschland können die "Abenteuer in der Elfenwelt" bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken, unter diesem Titel erschien nämlich von 1984-1992 eine Albumserie von Bastei. 1997 nahm Carlsen den Faden wieder auf und brachte neben dem Originalzyklus in Softcover-Form im Zuge des Heftchenbooms auf dem deutschen Comic-Markt auch eine monatliche Heftserie heraus, die es auf 18 Ausgaben brachte. 2004 erschien das letzte Paperback von "ElfQuest – Neue Abenteuer in der Elfenwelt", dann begann die elfenlose Zeit in unseren Breiten.
Dank POPCOM, dem frisch aus der Taufe gehobenen Comic-Label von Tokyopop, feiert der Klassiker jetzt endlich ein Comeback. In vier voluminösen Hardcover-Bänden wird der erste Erzählzyklus für eine neue Generation von Lesern wieder zugänglich gemacht. Der erste von ihnen schildert den mühsamen Weg der Wolfsreiter durch die todbringende Wüste, nachdem die ihnen seit ewigen Zeiten feindlich gesinnten Menschen ihre Heimat, den Wald, abgefackelt haben. Die Suche nach anderen Elfen, die wie sie von den Hohen abstammen, ist erfolgreich, als Schnitter und seine Gruppe auf das Sonnenvolk treffen.
Dieses hat im Gegensatz zu den Neuankömmlingen allerdings nur mehr wenig kriegerischen Elan im Blut, sodass sich die beiden so unterschiedlichen Völker nur mühsam zusammenraufen können – veranschaulicht wird dies durch das lange Werben von Schnitter um die Heilerin Leetah, die schließlich seine Gefährtin wird und ihn zum Vater von Zwillingen macht. Als jedoch erneut Menschen auftauchen, beschließt der Anführer der Wolfsreiter, Sorgenend zu verlassen und sich auf die gefahrvolle Suche nach weiteren Elfen zu machen.
Originalgetreu in Schwarz-weiß abgedruckt, entführt "ElfQuest" von der ersten Seite an in eine faszinierende Welt, die Wunder und Schrecken gleichermaßen für die Wolfsreiter wie für den Leser bereithält. Die Sprache der Pinis ist beeindruckend einfühlsam und gerät an vielen Stellen zur Poesie, ohne an Klarheit zu verlieren. Die Charaktere sind lebendig, vielschichtig und mit nachvollziehbaren Motiven versehen, die nur allzu menschlich scheinen und in diesem ersten Band folgerichtig Probleme wie Intoleranz und Gewalt gegenüber Andersartigen behandeln. Wendy Pinis Artwork hat kein Milligramm Staub angesetzt und ist eine wahre Augenweide. Große Literatur in Panelform!