Wenn der gute Frank abdrückt, muss man einfach ein Auge zudrücken.
Nach dem kommerziell zwar erfolgreichen, aber künstlerisch durchwachsenen Projekt "Heroes Reborn" war es das vor allem das "Marvel Knights"-Sublabel, das dem "House of Ideas" kurz vor der Jahrtausendwende viele Sympathien von Fans und Kritikern zurückbrachte. Für Joe Quesada als Chef des Projekts war es das Sprungbrett für den Posten des Chefredakteurs, den er ab 2000 bekleidete, für viele Helden aus der zweiten Reihe von Marvel-Charakteren eine Chance für einen kreativen Neuanfang.
Von Anfang an dabei war neben Daredevil, Black Panther und den Inhumans auch der Punisher, wobei man die beiden vierteiligen Miniserien "Punisher: Purgatory" (1998/99) und "Wolverine/Punisher" (1999) getrost vernachlässigen kann. Viel bedeutender ist ohnehin der Start der ersten Punisher-Maxiserie unter dem "Marvel Knights"-Banner im Frühjahr 2000. Aufgeteilt auf zwei Bände gibt es die zwölfteilige Story als "Frank ist zurück" nun auch im Rahmen von Hachettes Marvel-Kollektion nochmals zu lesen.
Darin kehrt der Punisher nach den "himmlischen" Begebenheiten der vorangegangenen Miniserie zurück nach New York, um dem Mafiaclan rund um Ma Gnucci das Licht auszuknipsen. Während sich Frank Castle seinen Weg bis hinauf zur garstigen Chefin der Verbrecherfamilie freischießt, wird von der korrupten Polizei ein bisher wenig erfolgreicher Ermittler auf ihn angesetzt. Und dann wären da auch noch diverse Nachahmungstäter, die ebenfalls ihre Ansicht von Gerechtigkeit mit Waffengewalt durchsetzen wollen – darunter sogar ein Priester, der im Beichtstuhl gerne mal zur Axt greift.
Man kann den Kult rund um einen der wegbereitenden Charaktere der Welle von "grimm and gritty" Comics der 1980er Jahre erschöpfend interpretieren und analysieren. Garth Ennis pfeift darauf, wohl wissend um eine unumstößliche Tatsache. Nämlich dass der Punisher das tut, was viele von uns gerne tun würden, aber sich oder der Gesellschaft nie zugestehen würden: Verbrecher aus dem Verkehr ziehen. Und das in kreativster Weise und vom kongenialen "Preacher"-Kollaborateur Steve Dillon herrlich aufs Papier gebracht, was "Welcome back, Frank" verdientermaßen zum ersten Höhepunkt der neueren Punisher-Historie gemacht hat.