Dass sich ein Superheld, dessen Serie sich gut verkauft, noch besser in bare Münze verwandeln lässt, wenn er auf einen ebenso prominenten Kollegen des eigenen Verlags trifft, erkannten DC und Marvel schon in ihren frühen Jahren. Gastauftritte waren daher schon immer ein gerne verwendetes Mittel, um den Absatz anzukurbeln, wenn sie auch meist keine allzu großen Auswirkungen auf die weitere Entwicklung der jeweiligen Titelfigur hatten. Erst die vor allem durch den Erfolg der "Marvel Revolution" in den 1960er Jahren vorangetriebene komplexere Erzählweise, die Storys über mehrere Ausgaben laufen ließen, brachten den Stein in Richtung dessen, was wir Comic-Crossover nennen, weiter ins Rollen.
Nach "Contest of Champions", dem zwei Jahre zuvor erschienenen Vorläufer und gleichzeitig der allerersten Miniserie von Marvel, ging 1984 "Marvel Super Heroes Secret Wars" an den Start. Die zwölfteilige Maxiserie begründete das Phänomen der alljährlichen Sommer-Crossover-Events, das auch bald die Konkurrenz übernehmen und mit mal mehr, mal weniger anspruchsvollen Storys verwursten sollte. Im Grunde handelt es sich bei "Secret Wars" um den "Comic zur Actionfigur", da das Konzept aus einer Kooperation Marvels mit dem Spielzeuggiganten Mattel herrührt und vom damaligen Chefredakteur Jim Shooter maßgeblich erdacht und geschrieben wurde.
Die grundlegende Handlung ist schnell erklärt: Ein mächtiges Wesen, das sich Beyonder nennt, platziert ein seltsames Gebäude mitten im New Yorker Central Park, das verschiedene Helden betreten und plötzlich mit ihm verschwinden. Die fantastischen Vier, Rächer-Mitglieder, Spider-Man, Hulk, die X-Men und einige mehr werden auf einen ihnen unbekannten Planeten verfrachtet und sollen sich mit ebenfalls dorthin gebrachten Schurken wie Doctor Doom, Kang, Ultron, Magneto, Doctor Octopus und der Wrecking Crew messen, um je nach Ausgang der Kämpfe all ihre Wünsche erfüllt zu bekommen oder zu sterben. So weit, so gefährlich – und da wäre dann auch noch der wie immer hungrige Galactus.
Es ist dem souveränen Jim Shooter zu verdanken, dass die umfangreiche Serie nicht in eine über zwölf Kapitel gehende Dauerprügelei ausgeartet ist, sondern die verschiedenen Motivationen und Probleme der einzelnen Charaktere schön herausgearbeitet werden. Nicht nur das Misstrauen zwischen Egomanen wie Doctor Doom und seinen schurkischen Verbündeten, sondern auch jenes zwischen den Helden (und vor allem zwischen den X-Men und den Nicht-Mutanten) gibt der Story die richtige Portion Würze. "Secret Wars", deren erster Teil den 38. Band von Hachettes Kollektion bestreitet, war und ist mehr als nur ein bloßer Marketing-Gag, von Mike Zeck und Aushilfszeichner Bob Layton in ansehnliche Panels gegossen.