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Gruselkabinett 78

Das Studieren verbotenen Wissens birgt unabsehbare Gefahren. Diese bittere Erfahrung muss auch der junge Edward Pickman Derby machen, als er erkennen muss, dass es Dinge gibt, die weitaus schlimmer sind als der Tod.

(C) Titania Medien/Lübbe Audio / Gruselkabinett 78 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenSeit seiner frühsten Kindheit verbringt Edward Pickman Derby sein Leben allein in der Gesellschaft seiner Familie und der wenigen Dienstboten, die den Landsitz der Derbys in Schuss halten. Einer seiner wenigen Kontakte zur Außenwelt ist Daniel Upton, mit dem ihn eine bereits Jahrzehnte anhaltende Freundschaft verbindet. Er ist die einzige Vertrauensperson, über die Pickman Derby verfügt und der er seine größten Geheimnisse anvertraut. Upton schöpft zunächst auch keinen Verdacht, als Edward ihm erstmals von seiner neuen großen Leidenschaft berichtet, die er während des Studiums an der Miskatonic Universität für sich entdeckt hat: Geheime okkulte Schriften, die verbotenes Wissen enthalten sollen.


Da der introvertierte junge Mann seit jeher eine Vorliebe für das Verborgene und Düstere besitzt, sieht Upton keinen Grund zur Besorgnis. Auch als die ersten Gerüchte über Derby in der Stadt die Runde machen, tut er dies als bloßes Geschwätz ab, schließlich klang es mehr als abstrus, dass sein Freund plötzlich an schwarzen Messen und verbotenen Riten teilnehmen soll. Doch als Edward ein junges Mädchen kennenlernt und kurz darauf heiratet, kommen ihm die ersten Zweifel. Innerhalb weniger Wochen verändert sich das Verhalten seines Freundes vollkommen, die gemeinsamen Abende werden immer weniger, während die Gerüchte, die hinter vorgehaltener Hand weitergegeben werden, immer groteskere Züge annehmen.


Als Daniel dann auch noch erfahren muss, über welch üblen Leumund die frischgebackene Ehefrau seines Freundes verfügt und dass sie aus der verrufenen Hafenstadt Innsmouth stammt, überkommt ihn ernsthafte Sorge. Wie zur Bestätigung berichtet Edward bei einem der nun seltenen gemeinsamen Abende, dass er sich von seiner Frau bedroht fühle und um sein Leben fürchte. Kann Daniel den Weggefährten aus Jugendtagen beschützen und das Grauen, das sich in sein Leben geschlichen hat, wieder vertreiben? Daniel Upton kann ja nicht ahnen, welch namenloser Schrecken sich auf dem Landsitz der Derbys eingenistet hat…


Mittlerweile fühlt es sich an als sei ein alter Bekannter zu Gast, wenn im Rahmen des "Gruselkabinett" eine neue Geschichte von H. P. Lovecraft ihre Umsetzung findet. Alle bereits vertonten Geschichten aus seiner Feder gehören sicherlich zu den Highlights der Reihe, doch "Das Ding auf der Schwelle" ist in allen Belangen als überragend zu bezeichnen. Dies beginnt mit einer permanent vorherrschenden düsteren Atmosphäre, die man perfekt vom geschriebenen ins gesprochene Wort transferiert und es tatsächlich gelingt, diese unheilvolle Grundstimmung auch in jenen Momenten aufrechtzuerhalten, wenn längere Erzählpassagen zu hören sind.


Ungewöhnlich ist sicherlich der Einstieg in die über 80 Minuten dauernde Erzählung, denn den Hörer erwartet zunächst das Ende der immer unheimlicher werdenden Ereignisse, bevor man in Rückblicken erfährt, wie es zu dem schockierendem Finale eigentlich erst kommen konnte. In diesen Rückschauen gewährt man einer ausführlichen Figurenzeichnung breiten Raum, was insbesonders beim Charakter des Edward Pickman Derby die schleichenden Veränderungen seines Verhaltens umso deutlicher zutage treten lässt. Ebenso erhält man die Gelegenheit auch mehr über den von Lovecraft erdachten Cthulhu-Mythos zu erfahren. So wird erneut die unheilvolle Stadt Innsmouth, die Geheimnisse der Miskantonic Universität und die finsteren Wälder Maines thematisiert, natürlich darf auch das vielerorts erwähnte Necronomicon nicht fehlen.


Diese Liebe zum Detail hebt die Produktion von vielen anderen Hörspielen ab, die zwar eine spannende Geschichte erzählen, aber die Accessoires, die eine Geschichte zu etwas Besonderen machen, vernachlässigen. "Das Ding auf der Schwelle" ist im "Gruselkabinett" bestens aufgehoben, denn hier wartet eine wirkliche Schauergeschichte, die langsam und behutsam das Grauen anschwellen lässt, um sich dann im letzten Drittel der Story voll zu entfalten und eine gehörige Gänsehaut auf den Rücken zu zaubern.


Fast jede Minute dieses Hörspiels ist mit Musik untermalt, die mal im Vordergrund steht, an anderer Stelle kaum merklich wieder hinter das gesprochene Wort zurücktritt und zusätzlich einen enormen Beitrag leistet, ein unheimliches und beklemmendes Gefühl beim Rezipienten zu erzeugen. Bei der Auswahl der verwendeten Kompositionen gibt es keinerlei Ausfälle zu verzeichnen, die Musikstücke fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Die verwendeten Effekte sind, wie bei einer Produktion von Titania Media gewohnt, eher dezent und wirken lediglich unterstützend für die Dialoge und Erzählpassagen.


Weite Strecken dieses Hörspiels werden von zwei Sprechern getragen, die wirklich fantastische Arbeit leisten, und ohne deren Zutun "Das Ding auf der Schwelle" nicht das geworden wäre, was es ist, nämlich 80 Minuten beste Unterhaltung. Helmut Winkelmann spricht Daniel Upton, dem die Aufgabe zufällt, von den verstörenden Ereignissen zu berichten, die letztendlich dazu führen, dass er zum Mörder seines besten Freundes wird. Winkelmann schafft es, den Unglauben, das wachsende Misstrauen und die gelegentliche Hilflosigkeit seines Charakters glaubwürdig und gekonnt zum Hörer zu transportieren.


Stefan Krause, der bereits seit einiger Zeit in der Rolle des Olivaro in der Serie "Dorian Hunter" brilliert, vermag es erneut, die verschiedenen Facetten einer zerrissenen und gepeinigten Figur hervorzuarbeiten und den schleichenden Wahnsinn des Edward Pickman Derby greifbar zu machen. Außergewöhnlich gut, anders kann man seine Performance nicht bezeichnen. Dazu kommen weitere tolle Sprecher wie Peter Lontzek, Jürgen Thormann und Patrick Bach, die dieses Hörspiel bis in die kleinsten Nebenrollen mit ihren Stimmen veredeln. "Das Ding auf der Schwelle" steht für alles, was gut gemachte Gruselunterhaltung ausmachen sollte. Uneingeschränkte Kaufempfehlung.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Titania Medien/Lübbe Audio




 


 
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