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Audiobook-Review: Falscher Engel - Angels (Riva)

Mit charismatischer Stimme liest Johannes Steck die Erlebnisse des verdeckten Ermittlers Jay Dobyns. Als "Bird" Davis unterwandert er die legendären Hells Angels bis in die innersten Kreise und kämpft mit zunehmenden Realitätsverlust. Eine wahre Geschichte...

Cover Falscher Engel (C) Riva Verlag / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Hells Angels sind der berüchtigste Motorrad-Club der Gegenwart. Gegründet wurden die Hells Angels in Oakland, Kalifornien vom legendären Ralph "Sonny" Barger. Als Teenager kaufte er sich aus ehemaligen Militärbeständen ein klappriges Motorrad und gründete seinen ersten Motorradclub "The Oakland Panthers". Der Anspruch der Mitglieder genügte Barger jedoch nicht und im Jahr 1957 gelang es ihm, einzelne Clubs unter dem Namen "Hells Angels" zu vereinen.


Über die Jahre wuchs der Einfluss der Hells Angels über die Grenzen der Staaten hinaus und bis heute gibt es offizielle sogenannte Hells Angels-Charter weltweit in 32 Ländern. Schon bald nach der Gründung kam der Motorrad-Club durch Konflikte mit dem Gesetz in die Schlagzeilen. Körperverletzung, Drogen- und Waffenhandel, aber auch Mord, Prostitution und Bandenkriege gehörten zum Repertoire der Hells Angels. Zahlreiche Behörden führten ihre Ermittlungen und viele Anklagen gegen Mitglieder mussten wieder fallengelassen werden. Dem erfahrenen verdeckten Agenten Jay Dobyns, Ermittler der Bundespolizeibehörde ATF (Bureau of Alcohol, Tobacco, Firearms and Explosives) gelang jedoch Unglaubliches.


Mit Tätowierungen und, als ehemaliger Footballspieler mit den nötigen körperlichen Attributen ausgestattet, um als bedrohliche Erscheinung aufzutreten, schaffte er es glaubhaft einen Waffenhändler, Geldeintreiber der Mafia und Mörder zu verkörpern. Die Operation "Black Biscuit" startete im Jahr 2002 und dauerte zwei volle Jahre. Ziel war es, dem Motorrad Club Strukturen des organisierten Verbrechens nachzuweisen und zahlreiche führende Mitglieder nach dem Rico-Gesetz vor Gericht zu bringen. Unter der Tarnidentität Jay "Bird" Davis baut sich der Ermittler einen berüchtigten Ruf auf und gemeinsam mit ein paar Kollegen tritt er als Anführer der "Solos" auf, sogenannte Nomaden der "Solo Angels". Die Biker der Hells Angels sehen in der Gruppe alle Tugenden des Clubs (Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Respekt und Freiheit) und trotz rigoroser Aufnahmekriterien steigen die "Solos" schnell im Ansehen der Club-Ältesten und sind gern gesehene Gäste bei Touren und Partys.


Dobyns ist hin und her gerissen zwischen seiner beruflichen Verpflichtung und einer Faszination für das Gehabe der harten Jungs sowie dem Adrenalinausstoß, sobald er mit den Hells Angels unterwegs ist. Dobyns wird immer mehr zu seiner Tarnidentität "Bird". Die Hells Angels sind das amerikanische Sinnbild der Outlaws, trotz ihres Randgruppendaseins unterliegt ihr Club strengen Regeln und einem gewissen Erscheinungsbild. "Bird" lebt in einer Welt aus Lügen und Intrigen, Täuschungsmanövern und echter Zuneigung. Die Anstrengungen des Doppellebens und den ständigen Stress kompensiert "Bird" mit Alkohol, enormen Zigaretten- und Aufputschmittelkonsum.


Im Verlauf der zwei Jahre verlaufen die Ermittlungen scheinbar immer wieder planlos und nur glückliche Umstände bringt die Gruppe weiter. "Bird" muss tiefer in die Kreise der Hells Angels vordringen und die Beziehungen verbessern. Er nimmt Auftragsmorde an und zögert die Tat hinaus, bis alles hinfällig wird. Am Ende der zwei Jahre ist es vielmehr Dobyns, dessen Psyche und Charakter von den Hells Angels unterwandert wurde, anstatt umgekehrt. Er setzt sich über die Anweisungen seines Chefs hinweg und begeht einen fingierten Mord an einem Mitglied eines verfeindeten Clubs. Das Unterfangen ist gefährlich und es ist ungewiss, wie die Anführer, allen voran "Sonny" Barger, darauf reagieren werden.


Am Ende der Zeit hat die Einsatzgruppe genügend Beweise gesammelt, um die Ermittlungen abzuschließen und Anklagen durchzubringen. "Bird" ist aber zu einem fixen Bestandteil von Dobyns geworden und die Rückkehr in sein normales Leben scheint fast unmöglich. Zusätzlich fliegt seine echte Identität auf, er und seine Familie sehen sich Morddrohungen der Hells Angels ausgeliefert ohne Schutz der Behörden zu erhalten.


Obwohl "Bird" bis in die innersten Kreise der Hells Angels vorgedrungen ist, erfährt man wenig über die geheimen Abläufe des Clubs. Dass Motorrad-Runs, Partys und harte Sprüche zum täglichen Leben eines Hells Angels gehören, ist zu erwarten. Vielmehr geht es um den moralischen Konflikt Dobyns und seinen zunehmenden Realitätsverlust. Gelesen wird "Falscher Engel – Mein Höllentrip als Undercover-Agent bei den Hells Angels" von Johannes Steck, der mit einer charismatischen Stimme die Vertonung der harten Hells Angels gekonnt meistert und der Produktion eine gute Atmosphäre gibt. Angereichert ist das ganze mit typischen, amerikanischen Werten. Die Etikette des (Hör)Buchs verspricht leider etwas mehr als die Geschichte im Endeffekt halten kann. Es ist eine typische verdeckte Operation, wie man sie schon kennt, aber es bleibt ein interessanter Einblick in die Psyche des Polizisten.



# # #  Andreas Himmetzberger  # # #





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