Nach zwanzig Jahren beginnt die Vergangenheit vier einstmals beste Freunde einzuholen. Genauer gesagt drei, denn eine von ihnen ist soeben gestorben. Spannung garantiert?
Am Beginn stehen mehrere Handlungsstränge. Zum einen werden die wichtigsten Hauptfiguren (Roland, David, Thomas) in der Gegenwart vorgestellt, zum anderen wird langsam ihr Geheimnis um die Vergangenheit gelüftet. Zwanzig Jahre liegen dazwischen, als die eistigen Teenager gemeinsam mit einer nun verstorbenen Freundin den kleinen, dicken Marc unter der Erde an einen Martherpfahl gefesselt haben. Aus einer Mutprobe wurde bitterer Ernst. Nun geschehen unerklärliche Dinge. Holt die einstigen Freunde nur das schlechte Gewissen ein oder verfolgt sie wirklich ein Geist, der nach Rache sinnt? Eines steht fest: Seither steht jeder für sich an seinem persönlichen Martherpfahl.
Der Klappentext verspricht eindeutig mehr, als dieses Buch letztendlich bietet. Spannung kommt nur mäßig auf. Wirklich ins Lesen kommt man erst nach mehreren Kapiteln. Bis dahin muss man sich zu fast jeder Seite zwingen. Horrorstimmung kommt anfangs nicht wirklich auf. Ab der Mitte geht es bergauf, wenn auch nicht richtig mitreißend. Die Charaktere sind gut gezeichnet, man kann in Abgründe der menschlichen Seelenwelt blicken. Das Spiel des Geistes der Vergangenheit mit dem schlechten Gewissen der einstigen Täter lässt das Buch kurzweiliger werden. "Martherpfahl" entwickelt sich zu einem vielschichtigen Thriller. Gegen Ende kommt dann auch endlich mehr Spannung auf. Jeder erhält die für ihn gerechte Strafe, trotzdem wirkt einiges sehr weit hergeholt.
Mit Stephen King, wie auf dem Einband versprochen, kann "Martherpfahl" nicht mithalten, obwohl doch ein paar Parallelen feststellbar sind. Wer den Anfang übersteht, ohne das Buch in eine Ecke zu knallen, kann dann noch Lesevergnügen entwickeln. Ein langweiliger Nachmittag während einer Zugfahrt etwa ist so leicht zu überbrücken, trotzdem muss man "Martherpfahl" nicht unbedingt gelesen haben.
# # # Kathrin Schauer # # #