"Da steh' ich nun, ich armer Tor…" – Flix' Faust-Parodie liegt nun in Buchform vor.
Das wäre vor einigen Jahren wohl so noch nicht möglich gewesen: Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Hort des bundesdeutschen Bildungsbürgertums, veröffentlicht nicht nur einen Comic in wöchentlichen Fortsetzungen, nein, sie veröffentlicht sogar einen Comic in wöchentlichen Fortsetzungen, die den deutschen Klassiker schlechthin persifliert: Johann Wolfgang von Goethes Faust.
Flix, bürgerlich Felix Görmann, der Schöpfer dieser Serie, scheint eine große Affinität zum berühmten literarischen Stoff zu haben. Bereits Flix` erste professionelle Veröffentlichung ("Who the fuck is Faust?") beschäftigte sich mit dem Klassiker von Goethe und ist quasi Flix` "Urfaust". Die FAZ-Serie ist nun gesammelt bei Carlsen erschienen. Wunderschön und passend die Covergestaltung: Der Band sieht aus wie ein abgegriffenes Reclam-Heft, und in dieser Form haben wohl viele den Goethe-Klassiker noch aus ihrer Schulzeit in Erinnerung.
Flix hat die Geschichte vom Mittelalter in die Neuzeit und nach Berlin Kreuzberg verlegt. Die Hauptperson Heinrich Faust ist nicht mehr Gelehrter, sondern ein ewiger Student ("Habe nun, ach,...") und verdingt sich – klischeebedingt – als Taxifahrer. Margarethe hat Migrationshintergrund, den deutschen Vornamen verdankt sie allein dem Faible ihres aus Anatolien stammenden Vaters für die Talkshows der Schreinemaker. Aus dem Famulus Wagner ist Fausts schwarzer Nachbar geworden, der Pudel heißt Charlotte von Stein und ja, er hat auch einen Kern. Und trotz dieser Modifikationen: Flix kennt seinen Faust. Das "Vorspiel auf dem Theater" lässt er zwar weg, die Handlung kommt aber (wie dann bei Goethe) im Himmel durch eine Wette zwischen Gott und Teufel um Fausts Seele in Gang.
Und so beginnt das muntere Treiben, und zwar sowohl im Himmel als auch auf Erden. Die Geschichte nimmt ordentlich Fahrt auf, in bester Slapstick-Manier jagt ein Gag jagt den anderen. Flix` Ideenreichtum kennt keine Begrenzungen. So erfährt man unter anderem, wer für Spam verantwortlich ist, lernt das erste Gebot kennen ("Du sollst regelmäßig Backups machen."), und darf erleben, wie es denn im multikonfessionellen Himmel so zugeht.Die klaren monochromen Zeichnungen, die für Flix so typischen Quadratnasen-Männchen konvenieren vorzüglich mit dem witzigen Inhalt. Kurzum: Flix` Faust ist einfach ein verteufelt guter deutscher Funny-Comic geworden – und vielleicht reicht Flix ja noch wie Goethe einen zweiten Teil nach…
# # # Gustav Ganz # # #