Es darf gerammelt werden bis die Schwarten krachen! Ob real oder nur in der Fantasie, das dauergeile Kult-Karnickel von Geier und Robi treibt wieder sein charamantes Unwesen.
Alles Gute kommt wieder: Unter diesem Motto kann man die vier von Panini vorgesehenen Bände der "Horst"-Reihe getrost stehen lassen. Kennern der deutschen Comic-Szene in den frühen 2000er Jahren dürften die frivolen Abenteuer des ewig spitzen Hasen Horst nicht unbekannt sein, ebenso wenig ihre Macher: Mit den Namen Robi (Texte) und Geier (Zeichnungen) verbindet man auch berühmt-berüchtigte Serien wie "Alraune" oder "Arsinoë", deren Genuss einen Altersnachweis erfordert. Nach einer langen Durststrecke können sich Fans und Freunde spaßiger Schlüpfrigkeiten auf die Neuauflage des Klassikes freuen, der komplett in Farbe und neu bearbeitet worden ist. Teilweise beinhalten die Bände, von denen aktuell bereits zwei erschienen sind, auch bisher unveröffentlichtes Material.
Der Auftaktband "Mittendrin!" gibt gleich die Richtung vor: Längere Geschichten, unterbrochen von knackigen Einseitern. Wir beobachten Horst bei der Arbeit, zur Abwechslung nicht bezüglich horizontaler Akrobatik, sondern im Brotberuf als Drehbuchautor für eine TV-Krimiserie; wir folgen seinen lüsternen Blicken im Fitnesscenter, durchwachsenen Annäherungsversuchen auf einer lahmen Singleparty und im Swingerclub. Die Erfolge halten sich dabei zumeist in Grenzen, zu vergnüglich ist es einfach den armen Teufel auf die Fresse fallen zu sehen. Da helfen dann auch keine Versuche mehr, sich Ablenkung durch unkonventionelle Methoden wie Urinfasten oder eiserne Enthaltsamkeit zu verschaffen.
Der Nachfolger, ganz nüchtern mit "Göttlich!" betitelt, schließt in
Sachen Pleiten, Pech und Pannen nahtlos an. Diesmal gibt es mehrmals Besuche in einschlägigen Etablissements zu bestaunen, die mit wechselhaften Ergebnissen enden. Horst betätigt sich außerdem als Spanner mit Fotoapparat und lässt uns an seiner ersten Liebe in jungen Jahren teilhaben. "Höhepunkt" und zentrale Story des Bandes ist die Reise des Rammlers ins indische Poona, die jedoch am Ziel der spirituellen Erleuchtung deutlich vorbeischrammt.
Gespickt mit "Galerien der Lüste", einem "Rotlicht-Ratgeber" sowie einem Interview mit Zeichner Geier bieten die Bände 1 und 2 von "Horst" jede Menge Gags, die fast immer zünden. Dabei gilt: Je kürzer, desto knackiger – das Konzept "Horst" funktioniert am besten bei den Geschichten mit wenigen Seiten. Gerade die über 30 Seiten starke Poona-Story, ganz klar als Zentrum der zweiten Ausgabe fungierend, illustriert diese Tatsache am deutlichsten, in dem sie ganz einfach auf langer Strecke gesehen einige Schwächen zeigt. So gesehen funktionieren die Abenteuer unseres geilen Rammlers am besten als Kurz- und Kürzestgeschichten, was keinesfalls ein Manko darstellt.
Über die zitierte Etikettierung als "Kreuzung aus Bugs Bunny und Woody Allen" lässt sich streiten, ebenso könnte man ihn als tierisches deutsches Ebenbild des ebenso ewig geilen, kiffenden Losers Jay aus den Filmen von Kevin Smith sehen. Jedenfalls merkt man dem sympathischen Slacker-Typen Horst die Verankerung um die Jahrtausendwende deutlich an – dankenswerterweise mussten zeitgebundene Begriffe wie die gute, alte D-Mark dem Euro nicht weichen. So bleibt für all jene, die mit den schlüpfrigen Erlebnissen dieser Serie nichts anfangen können, auf jeden Fall tolles Ansehungsmaterial über eine Zeit, die trotz der wenigen Jahre Abstand schon meilenweit entfernt zu sein scheint. Fazit: Hormone, Brüste, Popos, dicke Tüten und Fettnäpfchen aller Art – was will man(n) mehr?
# # # Andreas Grabenschweiger # # #