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Comic-Review: Northlanders 1 (Panini)

"Sven, der Verräter" sammelt die abgeschlossene, achtteilige Story über den gleichnamigen Wikinger – ein rund 200 Seiten starker Kick-Ass-Trip in die Vergangenheit, der keinen Wunsch offen lässt.

Northlanders 1 (c) Panini / Zum Vergrößern auf das Bild klickenBrian Wood hält sich nicht lange auf mit langwierigen Einleitungen, sondern wirft den gespannten Leser mitten hinein in das Geschehen. Ungefähr 1.000 Jahre vor unserer Zeit kreuzt irgendwo vor Konstantinopel ein Schiff durch die Gewässer, beladen mit Nordmännern auf Beutezug. Als Sven durch den Boten eines geenterten Schiffs vom Tod seines Vaters und der unrechtmäßigen Herrschaft seines Onkels hört, ist sein Entschluss gefasst: Es ist Zeit nach Hause zu segeln, um seine Erbschaft entgegenzunehmen.


Sven war vor vielen Jahren aus seiner Heimat geflüchtet; nicht gewillt, sich von den Werten der Wikinger unterjochen zu lassen und sinnlos in den Tod zu laufen. In Konstantinopel fand er seine vorläufige Heimat und als Teil der mächtigen Waräger konnte er sich in vielen Schlachten beweisen. Nun, viele Jahre später, landet Sven in der Grimness Bay auf den Orkaden und findet eine unwirtliche Gegend und seinen hinterhältigen Onkel Gorm vor, der ihm sein Erstgeborenenrecht gestohlen hat. Die Siedlung ist heruntergekommen, die Einwohner leben als Sklaven unter Gorms eisener Regentschaft. Doch Sven kümmert sein Volk und seine Kultur wenig, er hat nur die rechtmäßig ihm zustehenden Reichtümer im Sinn. Gorm sieht in Sven einen verweichlichten Verräter, sein glatt rasiertes Gesicht ist in den Augen der Wikinger ein Zeichen von Schwäche. So überlässt es Gorm dem rauen Klima der Orkaden, Sven den Rest zu geben und unterschätzt seinen Neffen gewaltig.


Sven ist nicht gewillt seinen Onkel mit den Reichtümern davonkommen zu lassen und beginnt als Ein-Mann-Armee einen erbitterten und blutigen Guerillakrieg gegen dessen Schlächter; allen voran Hakkar, der rechten Hand seines Onkels. Gorms Schwachpunkt ist sein Aberglaube, den Sven geschickt ausnutzt. Als auch noch eine mysteriöse Bogenschützin ihm das Leben schwer macht, sieht er sich bald in einer prekären Lage.


Sven kann sich selbst immer weniger seiner eigenen Wurzeln erwehren. Die eigene Vergangenheit holt ihn immer wieder ein – auch in Form von schönen Frauen. Der ausgefuchste Hakkar lässt sich nicht so leicht an der Nase herumführen wie Gorm und nutzt jede Gelegenheit, Sven zu konfrontieren. Der verliert in diesen vielen Monaten andauernder Auseinandersetzung beinahe alles, was ihm wichtig ist. Der harte Winter hat die Orkaden im eisigen Griff und Sven sieht sich gezwungen, mit der wilden und schönen Bogenschützin ein Bündnis einzugehen.


So entwickelt sich Sven im Verlauf der Geschichte immer mehr vom impulsiven, blutdurstigen und obergescheiten Bastard hin zum verantwortungsbewußten Mann mit Weitsicht. Nach unzähligen Schlachten und noch mehr getöteten Feinden ist er im Herzen des Tötens müde geworden, die finale Schlacht gegen seinen Onkel muss aber noch geschlagen werden. Als Sven mit einer eigenen Wikingergruppe Gorm und seinen Mannen gegenübertritt, landen die Sachsen auf den Orkaden. Sven erkennt, wie wichtig das eigene Volk wirklich ist und kehrt damit auch im Herzen endlich in die Heimat zurück.


Erzählt wird die gewaltige Geschichte eines Wikingers, der vor allem mit sich selbst kämpft. Sven ist ein typischer Brian Wood-Charakter: Ein junger, wilder und unbelehrbarer Mann muss den wahren Kern der Dinge erkennen und wächst an seiner Aufgabe zu einer vielschichtigen Person. Wood gelingt es perfekt, diese fesselnde Geschichte zur Zeit der Wikinger mit einer modernen Sprache zu erzählen, die sich trotzdem nicht fremd anfühlt. Keiner der Dialoge wirkt aufgesetzt oder unnötig. "Northlanders" hat alles, was man sich von Wikingern erwarten würde. Behaarte und grobschlachtige Männer, die gerne vollmundig reden und keine Sekunde vor einer Konfrontation zurückschrecken. Doch Brian Wood hat seine Hausaufgaben gemacht, viel Mühe in die gewissenhafte Recherche der bewegten Vergangenheit der Wikinger gesteckt und ergänzt damit die allgemein vorherrschende Meinung über Wikinger mit vielen Details zu einem glaubhaften Gesamtbild.


Die Zeichnungen von Davide Gianfelice sind hervorragend und die Farben von Dave McCraig tragen sehr viel zur dichten Atmosphäre bei. Von jedem Panel geht eine fesselnde Kraft aus. Die vielen Schlachten, die wunderbare Landschaft und der raue Winter der Orkaden – jede Perspektive ist toll gewählt und macht die Geschichte und Emotionen von Sven direkt spürbar.


Brian Wood gehört längst zu meinen Lieblingsautoren. Schon mit "DMZ" konnte er mich restlos begeistern und legt mit dieser Serie sogar nochmal zu. Resümee: "Northlanders" ist wertvoller als jeder Geschichtsunterricht und mit Sicherheit spannender. Ungedingt lesen, an Sven führt kein Weg vorbei!


# # # Andreas Himmetzberger # # #


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