Des lieben Geldes willen soll Claire einen Biographie über einen Serienvergewaltiger schreiben. Dieser bricht allerdings aus dem Gefängnis aus und macht Jagd auf sie.
Journalistin Claire lebt mit ihrer 16-jährigen Tochter Annie in Dunedin, Neuseeland. Finanziell läuft es nicht besonders gut, bis Claire das lukrative Angebot annimmt den Serienvergewaltiger Travis Crill zu interviewen und eine Biographie über ihn zu schreiben. Schon bei ihrem ersten Besuch tappt Claire in die Falle, Crill verwickelt sie in ein persönliches Gespräch und versetzt ihr mit einer detaillierten Beschreibung ihres Sommerhauses und des Vogelbrunnens einen Schrecken. Angsterfüllt flüchtet Claire aus dem Gefängnis, sie fühlt sich ständig beobachtet. Dann bricht Crill aus und Annie verschwindet spurlos…
Der Thriller wird von hinten aufgerollt. Im ersten Kapitel wird zwar vom Schicksal eines Opfers erzählt, doch bereits im zweiten Kapitel lässt Claire ansatzweise ihre Erfahrungen mit Crill Revue passieren. Anschließend erfahren wir mehr über ihre Vergangenheit: Mit 18 Jahren lernt sie ihren viel älteren zukünftigen Ehemann kennen. Sie bricht ihr Studium ab, wird schwanger und nach kurzer Zeit Witwe. Sie steht vor dem Nichts und beginnt zu schreiben, was sie schließlich auch zum Beruf macht. Paddy Richardson wechselt ständig die Perspektive. Anfangs ist das gewöhnungsbedürftig, weil jeder Charakter in der Ich-Person erzählt. Nur durch die Überschrift im jeweiligen Kapitel lässt sich der Erzähler feststellen. So schafft es Richardson, zwar subtil Spannung aufzubauen und die Angst, die Claire umgibt, teilweise auch auf den Leser zu übertragen, jedoch verliert sie sich stellenweise derart ins Detail dass man beim Lesen nur zäh vorankommt.
Zusätzlich bearbeitet Richardson noch das Thema Mutter-Tochter-Konflikt, was an manchen Stellen eher störend ist, da man sich noch mehr in die ansonsten gut gezeichneten Charaktere hineinversetzen kann. Lässt man das aber außer Acht, unterhält der Thriller dann doch. "Der Vogelbrunnen" hat zwar einige Schwächen, die ihn an manchen Stellen sehr langatmig machen, aber wer gerne unblutige Krimis liest, die nur vom spannungsgeladenen Schreibstils des Autors lebt, wird sich dennoch unterhalten fühlen.
# # # Kathrin Schauer # # #