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Comic-Review: The Losers 1 (Panini)

Wer sich für intelligente Ränkespiele im Graubereich zwischen Geheimdiensten, verdeckten Operationen und korrupten Regierungsstellen begeistert, wird an diesem Verschwörungsthriller seine wahre Freude haben.

The Losers 1 Cover (C) Panini / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"Der größte Trick, den der Teufel je gebracht hat, war, die Welt glauben zu lassen, es gäbe ihn nicht", meinte einst Verbal Kint in Bryan Singers Meisterstück "Die üblichen Verdächtigen". Eine Binsenweisheit, die man ohne Probleme auch auf die undurchsichtige Welt der Geheimdienste umlegen könnte. Denn wer weiß denn wirklich, was sich in unserer hochkomplexen, industrialisierten Welt hinter den Kulissen abspielt? Die einfachste Antwort ist nicht immer die richtige, zumindest wenn es darum geht die scheinbar undurchdringlichen Verfilzungen zwischen Politik, Militärs und Hochfinanz greifbar zu machen und die Strippenzieher hinter dem zu identifizieren, was für uns Normalsterbliche tagtäglich als Realität konstruiert wird. Dass der mündige Bürger ohnehin nicht all das andächtig glauben sollte, was ihm die Morgenzeitung oder das Frühstücksfernsehen an mehr oder weniger nützlichen Informationen auftischen wollen, muss hier wohl nicht erwähnt werden.


Blaupause und Abziehbild für das Bild des Agenten ist wohl jenes, das uns Hollywood und die US-amerikanische Unterhaltungsindustrie seit Jahrzehnten vermitteln. Fakt ist aber: 90% der Arbeit von Geheimdiensten ist Aufklärung, und dazu zählen eben auch einfache Tätigkeiten wie Zeitungen lesen oder im Telefonbuch nachschlagen. Klingt nicht sonderlich spektakulär im Vergleich zu den Räuberpistolen geheimdienstlicher Affären, die selten genug ans Licht der Öffentlichkeit dringen und die Fantasie mit uns durchgehen lassen, oder? Doch das ist Tagesgeschäft, und schließlich zählt ja im Endeffekt das Resultat. Dazu gehört sowohl die Arbeit des unscheinbaren Bürohengsts im Pentagon als auch die des schweißgebadeten Covert Action-Teams, das sich irgendwo in den Bergen des afghanisch-pakistanischen Grenzgebiets auf die Suche nach Phantomen wie Osama Bin Laden macht.


Obwohl es in den Vereinigten Staaten ein Dutzend Geheimdienste gibt, die sich teilweise auch gegenseitig bespitzeln und überwachen, sticht der medialen Wahrnehmung nach die Central Intelligence Agency besonders hervor. Die CIA, so die wohlbekannte Abkürzung, ist der Auslandsnachrichtendienst der USA, und seit ihrer Gründung 1947 fleißig dabei, weltweit im offiziellen Auftrag des Präsidenten politische und militärische Einflussnahme zu betreiben. Die freizügige Auslegung und Interpretation dieser Befugnisse hat uns so etwa in der jüngsten Vergangenheit die Kenntnis von geheimen CIA-Gefängnissen beschert, die man Rahmen des "Kriegs gegen den Terror" einrichtete und in denen unter anderem die Versuchs- und Folterpraktiken der nationalsozialistischen Konzentrationslager wieder aus der Schublade geholt und auf ihre Tauglichkeit im 21. Jahrhundert geprüft wurden.


Und wer gedacht hat, dass die schmutzigen Geschäfte der CIA mit der "Iran-Contra-Affäre" ein für alle mal aufgedeckt und beendet worden sind, wird zumindest von Andy Diggle und Jock eines Besseren belehrt. Denn ihre "Losers", ein Special-Forces-Team, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Machenschaften der Agency aufzudecken. Gleichzeitig versuchen Clay, Roque, Cougar und Pooch, ihre Namen von einer geheimen Todesliste der CIA streichen zu lassen. Die oberste Zielscheibe des Rachefeldzugs ist ihr mysteriöser Boss "Max", der sich der ihm unbequem gewordenen Soldaten bei einem Hubschrauberabsturz entledigen wollte. Dumm nur, dass die "Losers" nicht an Bord waren, offiziell für tot galten und nun wieder auf der Bildfläche erschienen sind, um ihrem ehemaligen Brötchengeber und seinen Kollegen ordentlich die Suppe zu versalzen. Der erste dicke Fisch, den sie sich angeln wollen, liegt vor der Küste im Hafen von Houston: Ein gigantisches Ölterminal, durch das aber anscheinend nicht nur das schwarze Gold, sondern unter den Augen der Agency auch andere interessante Handelsgüter geschleust werden. Zunächst läuft alles wie am Schnürchen für die Gruppe, doch dann entpuppt sich einer der "Losers" als Verräter mit handfesten wirtschaftlichen Interessen. Der Verdacht fällt auf Aisha, kürzlich erst als einzige Frau zur Gruppe gestoßen und zur Tarnung in der CIA verblieben – doch ist wirklich sie der Maulwurf?


Die beiden britischen Newcomer Andy Diggle ("Batman", "Daredevil") und Jock ("Green Arrow", "Hellblazer") legen mit der ersten Storyline "Goliath" einen furiosen Auftakt vor. Das Katz-und-Maus-Spiel, das sich die "Losers" mit ihrem mächtigen Gegenüber liefern, punktet mit hohem Pageturner-Faktor, toll charakterisierten Charakteren und angenehm realistischer, expliziter Sprache. Diggle hat hier einen faszinierenden Hybrid aus Agententhriller, Verschwörungstheorien und Kriegsstory vorgelegt, dessen Qualitäten auch Hollywood entdeckt und dieser Tage in die Kinos gebracht hat. Kein Wunder, haben wir damit schließlich eine filmreife Vorlage voll unerwarteter Wendungen, zynischer Sprüche und Action in den Händen – ein furioser Mix aus Tom Clancy und A-Team, könnte man kurzerhand zusammenfassen. Zeichner Jocks Zeichenstil kantiger, reduzierter Stil passt sich dem grimmigen Szenario perfekt an, auch wenn er möglicherweise nicht jedermanns Geschmack ist. Als Resümee bleibt ein starker Eindruck, den Band 1 von "The Losers" beim Lesen hinterlässt – mehr davon!



# # # Andreas Grabenschweiger # # #





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