Bender kippt mit Homer Bierchen bei Moe, Leela gibt Lisa Nachhilfe in Sachen Selbstbehauptung und der dilettantische Dr. Zoidberg wird offizieller Leibarzt von Mr. Burns – der ganz normale Wahnsinn, wenn Springfield auf Neu New York trifft.
Wer in den letzten beiden Jahrzehnten nicht eben auf dem Mond gelebt und von Popkultur auch nur ansatzweise eine Ahnung hat, wird den Namen Matt Groening ehrfurchtsvoll schaudernd aussprechen. Dem Mann verdanken wir schließlich zwei der wichtigsten Fernsehserien des ausgehenden 20. Jahrhunderts: "Die Simpsons" starteten 1989 im US-Fernsehen als Spin-off ihrer krakelig gezeichneten populären Kurzauftritte in der "Tracey Ullman Show" und eroberten das Land in derart rasanter Geschwindigkeit, dass sogar der damalige US-Präsident George Bush sen. sich 1992 zur der Aussage versteifte, dass sich die Nation mehr an den "Waltons" als an der gelben Chaotenfamilie orientieren sollte. Seine Frau Barbara hatte bereits zwei Jahre früher in dieser Richtung vorgelegt und die Serie als "das Dümmste, was ich je gesehen habe", bezeichnet. Dass dafür einige Retourkutschen auf dem Bildschirm folgten, ist klar.
Im Jahr 10 nach dem TV-Start der Simpsons legte Groening schließlich eine neue, mit Spannung erwartete Serie vor: "Futurama" dreht sich um die Abenteuer des im Jahr 2000 eingefrorenen und im Neu New York des 30. Jahrhunderts wieder aufgetauten Pizzaboten Philip J. Fry. Auf den ersten Blick wie eine bloße Parodie auf das Science Fiction-Genre aufgelegt, lassen sich schnell Parallelen zum Konzept bei den Simpsons ausmachen – die Veralberung sozialer und politischer Entwicklungen ist nun mal ein ziemlich sicherer Garant für Lacher. Nachdem "Futurama" aufgrund der chaotischen Sendepolitik des US-Senders Fox eine Zwangspause eingelegt hat und zu Comedy Central umgezogen ist, stehen nach dem Erfolg der vier veröffentlichten Direct-to-DVD-Filme für den Sommer 2010 endlich neue Folgen an.
Da es zwischen seinen beiden Kreationen genug Überschneidungen und Gemeinsamkeiten gibt, lag ein Aufeinandertreffen von Groenings Charakteren eigentlich auf der Hand. Bereits 2002/03 veröffentlichte der hauseigene Verlag Bongo Comics die "Futurama/Simpsons Infinitely Secret Crossover Crisis", deren Name vor allem bei DC- und Marvel-Fans für Schmunzeln sorgen dürfte. Durch eine Intrige der bösen Riesengehirne, bekannt aus der Futurama-Folge "Der Tag, an dem die Erde verdummte", werden Fry und seine Freunde in ein Simpsons-Heft hineingezogen, das im 30. Jahrhundert als letzter nicht-pornografischer Comic erscheint. Da der Rückweg vorerst versperrt bleibt, muss sich die Planet Express-Crew mit den ansässigen Springfieldianern herumschlagen. Unterdessen droht weiteres Ungemach ausgerechnet von Mr. Burns, der Wind von den Gästen aus der Zukunft bekommen hat und daraus natürlich Profit schlagen will…
2005 konnten sich Fans über eine Fortsetzung des Irrsinns freuen, schlicht als "Crossover Crisis II" betitelt. Diesmal wird der Spieß umgedreht und die Bewohner Springfields geraten in die Zukunft, wo sie als fiktive Charaktere keine Rechte besitzen und kurzerhand versklavt werden. Das bedeutet für einige unserer gelben Freunde einen sozialen Abstieg und Demütigung, für andere jedoch wie Smithers, der sich nun als Weltraumpirat einen Kindheitstraum erfüllt, neue Karrieremöglichkeiten. Es zeigt sich, dass viele der Einwohner von Neu New York in jenen von Springfield Ebenbilder haben – allen voran Mr. Burns, der sich mit der ebenso bösen "Mum" verbündet.
Gesammelt worden sind die beiden Storys, die hierzulande einzeln schon von Panini veröffentlicht worden, vom Knesebeck Verlag inklusive umfangreichem Bonusmaterial, darunter eine Pinup-Gallerie mit vielen bekannten Namen aus der amerikanischen Comic-Prominenz wie Sergio Aragonés, Mike Allred oder Alex Ross. Darüber hinaus gibt’s Bonus-Storys über die Wahl von Snowball II. zur neuen Bürgermeisterin von Springfield und Chief Wiggums irrem Chilli-Trip, die im Rahmen des Crossovers eine Rolle spielen. Außerdem liegt ein Faksimilie-Druck der preisgekrönten ersten Ausgabe der "Simpsons Comics" von 1993 dar, der den wunderschönen Hardover-Band im Schuber hervorragend ergänzt – was will der geneigte Fan mehr, außer sich dieses edle Teil ins Bücherregal zu stellen?