Howard Chaykins schmutziges Juwel hat über die Jahre kein einziges Gramm Staub angesetzt.
Dem Gros der deutschsprachigen Comic-Leserschaft wird Howard Victor Chaykin, Jahrgang 1950, wohl durch seine Gastspiele bei diversen Mainstream-Charakteren von Marvel und DC (darunter die Avengers, Punisher, Batman, JLA) in den letzten Jahren ein Begriff sein. Kennern von Independent-Titeln erinnern sich wohl auch an seine Autorenschaft bei Vertigos "Bite Club" und
"Die Hard: Stirb langsam – Das erste Jahr" von Boom! Studios. Sein neben "American Flagg!" wichtigstes Werk, "Black Kiss", ist hierzulande dagegen weniger bekannt.
Was auch nicht weiter verwunderlich ist, denn die Veröffentlichung der seinerzeit in den USA aufgrund ihres expliziten Inhalts in schwarzen Hüllen verkauften Serie durch den österreichischen Verlag Comicothek 1992 liegt lange zurück. Panini hat den Klassiker neu aufgelegt und lässt uns wieder eintauchen in die abgedrehte Story rund um den drogenaffinen und von der Polizei des Mordes verdächtigten Musiker Cass Pollack und seiner beiden neuen Bekanntschaften Dagmar und Beverly, die ihn damit beauftragen, ein kompromittierendes Video mit einem hohen kirchlichen Würdenträger sicherzustellen.
Hat man sich nach einigen Seiten in den Plot eingelesen, der völlig auf Hochsprache und geschönten Ausdruck pfeift, wird schnell klar: "Black Kiss" ist in Würde gealtert (beziehungsweise jung geblieben). Wüsste man nicht, dass die Serie 1988/89 erschienen ist, würde man es nicht glauben – so herrlich auf Political correctness und Konventionen scheißend kommt Chaykins obszönes Teil daher, dass es angesichts der zunehmenden Konformität im US-Comic-Biz gegenwärtig wichtiger denn je ist.