Andy Kubert gewährt einen Einblick in die alternative Zukunft des im regulären DC-Universum kürzlich verblichenen Damian Wayne.
Es ist leider im gegenwärtigen Superhelden-Comic-Biz zur Angewohnheit geworden, Charaktere in inflationärem Ausmaß sterben und über kurz oder lang wiederkehren zu lassen. Und so ist es wahrlich keine Seltenheit, dass eine populäre Figur bei Marvel oder DC von einem Autor ins Grab geschickt wird und von einem Kollegen der Zunft neues publizistisches Leben eingehaucht bekommt. Frank Miller war es zumindest möglich, seine Schöpfung Elektra sowohl auf den Seiten von "Daredevil" zu killen als auch in "Elektra Lives Again" in die Welt der Lebenden zurückzubringen.
Grant Morrison wiederum hatte von Anfang an geplant, den 2006 am Beginn seines siebenjährigen Batman-Runs eingeführten Damian, Sohn von Bruce Wayne und Talia al Ghul, selbst sterben zu lassen. Das geschah dann auch, doch hat die Angelegenheit seinem Kollegen, Zeichnerstar Andy Kubert, anscheinend keine Ruhe gelassen – speziell die "Batman"-Ausgabe mit der satanischen Nummer 666, die 2007 einen Blick in eine alternative Zukunft warf, in der Batman tot und Damian Wayne der Nachfolger im Kostüm des Dunklen Ritters geworden war.
Die vierteilige Miniserie "Damian: Son of Batman" fungiert als eine Art Prequel zu besagtem Heft, in dem Dick Grayson als Batman durch eine perfide platzierte Bombe des Jokers getötet wird und Damian Rache schwört. Er pfeift auch den Bat-Ehrenkodex und beginnt, den Superschurken Gothams reihenweise das Licht auszuknipsen. Etwas, das sein Vorgänger und Vater Bruce Wayne niemals getan hätte, weswegen dieser ihm einen Besuch in der Bathöhle abstattet und es zu einer zünftigen Vater-Sohn-Prügelei kommt. Und das, während sowohl der Joker als auch Professor Pyg sein Unwesen treiben.
Der geübte Spandexträger-Fan weiß, dass die Autorenambitionen von Starzeichnern immer mit Vorsicht zu genießen sind – Jim Lee und Todd McFarlane etwa waren und sind begnadete Meister des Bleistifts, aber das Schreiben von Superhelden-Storys haben sie nicht gerade neu erfunden. Andy Kubert hingegen, langjähriges Marvel-Hausinventar, gibt sich bei seinem Alleingang als Schreiber, Zeichner und Inker keine Blöße und serviert eine geradlinige, sehr interessante Variation des bekannten moralischen Bat-Dilemmas, auch den irrsten Serienkiller nicht töten zu dürfen. Das Artwork des New Yorkers ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, und Panini hat im vorliegenden Sammelband auch "Batman" 666 nochmal zum Abdruck gebracht. Was will man mehr?