Eddie Brock schlüpft ins kleine Schwarze und macht Spider-Man, beginnend mit diesem Klassiker, die Hölle heiß.
Bis 1996 die Lizenzen nicht mehr verlängert wurden und an Panini gingen, mussten deutsche Marvel-Fans einige publizistische Grausamkeiten über sich ergehen lassen. Der Condor-Interpart Verlag ist berühmt-berüchtigt für schludrige Übersetzungen, die Eindampfung von Storys ins winzige Taschenbuchformat und einen chaotischen Veröffentlichungsplan. Viele Geschichten, die jenseits des Atlantiks erschienen, wurden nur teilweise oder gleich gar nicht veröffentlicht. Im Falle der kultigen Maxiserie "Secret Wars" von 1984/85 begnügte man sich damit, deren Inhalt lediglich redaktionell zusammenzufassen und die danach dürstenden Leser im Regen stehen zu lassen.
So kam es, dass von einem Monat auf den anderen plötzlich ein Spider-Man in Schwarz auftauchte – dem praktischen Kostüm, das er während des zwölfteiligen Crossovers auf einem fernen Planeten erhalten hatte und das sich sogar selbst in Straßenkleidung verwandeln konnte. Es dauerte eine Weile, bis Peter Parker entdeckte, dass es sich bei seiner lebendigen Kleidung um einen außerirdischen Symbionten handelte, der ihn psychisch ordentlich durcheinanderwirbelte. Als er es endlich los war, verband sich das wütende Wesen mit dem schlimmsten aller möglichen Kandidaten, nämlich dem konkurrierenden Reporter Eddie Brock. Der hatte soeben aufgrund einer erfundenen Story über den Sin-Eater seinen Job verloren und gab dafür Spider-Man die Schuld.
Vereint in ihrem Hass gegen den Netzschwinger und dessen bürgerliche Identität Peter Parker, machen sich die beiden daran, dessen Leben zu ruinieren. Venom, so der Name des riesigen schwarzen Ungetüms, sollte sich zu einem der beliebtesten Gegner von Spider-Man entwickeln und tauchte in den 1990er Jahren in unzähligen Miniserien auf. Mittlerweile sind bereits andere – wie Mac Gargan alias Skorpion oder Flash Thompson – mit dem Symbionten unterwegs gewesen, aber die Storys bis hin zu seinem Auftauchen, geschaffen unter anderem von den Autoren Tom DeFalco und David Micheline sowie den Zeichnern Ron Frenz und Todd McFarlane, waren und sind psychologisch fein gewobene Vorboten für die düsteren Gefilde, in die sich die Spidey-Storys folglich bewegen würden.