Jeder Auftrag birgt Gefahren, doch dieses Mal scheint wirklich alles glattzulaufen und Center und sein Team können die wohlverdiente Belohnung für ihren Job nach Hause bringen.
Die Artillerie, der Mann fürs Grobe. Jedes Team braucht einen Spezialisten für schwere Waffen, Sprengstoffe und den unbewaffneten Nahkampf. Im Falle des Teams vom Chamäleon fällt dieser Part Center zu. Er ist ehemaliger Soldat und versteht seinen Job, doch der letzte Krieg des Generals hat ihn wie viele andere aus dem Militärdienst in die Schatten Neuvolas gedrängt. Aktuell gehört er dem Team von Lennart alias Chamäleon an, mit dem er gemeinsam hochsensible Daten gestohlen hat und diese nun gewinnbringend an ihren Auftraggeber weiterreichen will. Der Erfolg scheint in greifbarer Nähe.
Die Transaktion ist so gut wie abgeschlossen und die Daten müssen nur noch ihren Empfänger erreichen. Doch die Übergabe geht gründlich in die Hose, plötzlich ist das Team von bewaffneten Polizisten umstellt, und alles deutet darauf hin, dass man die kommenden Jahre in einem Gefängnis oder unter der Erde verbringen wird. Center und seine Teamkollegen setzen alles auf eine Karte und versuchen mit einem waghalsigen Plan, dem massiven Polizeiaufkommen zu entgehen. Wird es der Zweckgemeinschaft gelingen, erneut in den Schatten Neuvolas abzutauchen, oder endet ihr erster Einsatz in einem Desaster?
Wie bereits die drei vorherigen Folgen, so widmet sich auch der vierte und zunächst letzte Teil von "HUMANEMY" einem der Teammitglieder und beleuchtet die Ereignisse aus seinem persönlichen Blickwinkel. Jede der Episoden offenbarte dabei dem Hörer Informationen über die jeweilige Figur, die bisher im Dunkeln geblieben sind. "Die Artillerie" macht hier keine Ausnahme und schildert das dramatische Finale des Datendiebstahls aus der Sicht von Center. Natürlich wird dabei auch die Vergangenheit von Center enthüllt und – so viel darf verraten werden – diese hält ein paar Überraschungen für den Hörer bereit und erklärt seine persönliche Motivation, sich für die Sache des Chamäleons zu engagieren.
Man bleibt dabei der bisherigen Linie treu und erzählt eine unterhaltsame und mitreißende Geschichte in der Schnittmenge von Dark Future und Cyberpunk" Erneut gelingt es erstaunlich gut, eben jene bestimmte Stimmung und Atmosphäre zu erschaffen, damit eine solche Geschichte glaubwürdig aus den Boxen dröhnt. Allerdings gibt es inhaltlich einen kleinen Abzug in der B-Note. Auch wenn man sich dazu entschieden hat, die Reihe fortzuführen, wäre es doch sinnvoll gewesen, vielleicht ein oder zwei weitere Rätsel für den Hörer zu lüften, zumal er anfänglich mit der Intention zu hören begonnen hat, am Ende des vierten Teils ein logisches und sinnvolles Ende präsentiert zu bekommen. Diese Scharte kann Lindenblatt jedoch wieder auswetzen, wenn man schnell eine Fortsetzung folgen lässt.
Musikalisch bleiben keine Wünsche offen und so wird ein extra für den Mehrteiler komponierter Soundtrack geboten, bei der die düstere Zukunft von "HUMANEMY" Gestalt annimmt. Große Teile der Arrangements stammen wie bei allen vorherigen Teilen auch, erneut von der Band VORTEX, die ein überzeugendes musikalisches Konzept an den Start gebracht hat. Um das Werk von VORTEX gebührend würdigen zu können, liegt "Die Artillerie" eine Bonus-CD mit dem Soundtrack bei, die wirkliche keine Wünsche offen lässt. Man kann den Machern nur größten Respekt zollen, dass sie es sich nicht nehmen lassen, so viel Herzblut bei der Auswahl der Musikpassagen an den Tag zu legen und so eine überzeugende Symbiose aus Musik und Wort zu kreieren.
Trotz des Umstands, dass eigentlich alle Sprecher nicht in der Profiliga spielen, gibt es eigentlich niemanden, der seinen Job nicht gut bis sehr gut macht und Anlass zum Fremdschämen bietet. Schwierig wird es hier nur, wenn viele der recht ähnlich klingenden männlichen Stimmen zusammen agieren. In diesen Momenten wird es für den Hörer schwierig, eine Stimme einer bestimmten Figur zuzuordnen, allerdings sind diese Passagen zum Glück überschaubar und sorgen nur punktuell für Verwirrung.
Das Cover ist wie bei allen bisherigen Veröffentlichungen sehr düster gehalten und bezieht sich auf eine Szene des Hörspiels. Im Gegensatz zu einigen Konkurrenzprodukten weiß "HUMANEMY" bereits mit seinem Cover im Regal auf sich aufmerksam zu machen. Überhaupt kann diese Produktion in Sachen Verpackung und Gestaltung ordentlich punkten und lässt manchen Mainstream-Titel alt aussehen. So und nicht anders muss sich eine neue Serie ihren Hörern präsentieren. Man darf sich bereits jetzt auf weitere spannende Episoden aus dem Leben von Chamäleon, Center & Co. freuen, denn so macht ein lange Zeit unterrepräsentiertes Genre wirklich Spaß. Hoffen wir, dass "HUMANEMY" noch ein langes Leben beschieden ist.