Auf Nick Sax wartet kein besonderes fröhliches Weihnachtsfest, da ihm unversehens die halbe Unterwelt am Allerwertesten klebt.
Die Namen Grant Morrison und Darick Robertson sollte man als Freund von US-Comics kennen, sofern man die letzten zwei Jahrzehnte nicht gerade unter einem Stein, im Limbo oder in der Negativzone verbracht hat. Erstgenannter hat sich unter anderem mit "Animal Man", "Doom Patrol", "JLA" "The Invisibles" und "New X-Men" allerlei Meriten erworben, während der zweite Herr durch seine Mitarbeit an der Großtat
"Transmetropolitan" von Warren Ellis und Garth Ennis' bitterböser Superhelden-Verarsche "The Boys" ein ebenso großer Name im Biz ist.
Und wenn sich diese zwei Kaliber zusammentun, kommt "Happy! raus, und zwar als vierteilige Miniserie 2012/13, mit der beide auch noch ihr Debüt bei Image Comics gegeben haben. Deren Protagonist ist Nick Sax, drogensüchtiger und versoffener Ex-Cop mit Exzem im Gesicht, der bei seinem neuesten Auftrag im wahrsten Sinne des Wortes übers Ziel hinausschießt. Als Killer für die drei Fratelli-Brüder angeheuert, macht er auch noch einen weiteren Mafiaspross kalt, der unerwartet aufgetaucht ist.
Mr. Blue, seines Zeichens Don vom Dienst, setzt daraufhin auf den ins Krankenhaus verfrachteten Schwerverletzten einen sadistischen Arzt an, der ihm ein Passwort für ein millionenschweres Konto der Fratellis entlocken soll. Da taucht plötzlich das geflügelte blaue Pferd Happy auf, das nur Nick sehen kann und das sich als imaginärer Freund eines Mädchens namens Hailey ausgibt, das einem Kinderschänder in die Hände gefallen ist. Die Zeit drängt, denn Weihnachten naht, doch den Egomanen Nick interessiert das herzlich wenig.
Sehr schön, was für einen liebenswerten Bastard Grant Morrison da aus Crime- und Fantasy-Elementen zusammengebastelt hat. Wüste Gossensprache, bleihaltige Luft, ekelhafte Verbrecher und eine Hauptfigur, die an ihrem Geisteszustand zweifelt – fertig ist eine Weihnachtsgeschichte der anderen, bösartigen Art, die doch (so viel verraten) versöhnlich endet. Zumindest für die Leserschaft. Die sich auch über einen Darick Robertson freuen kann, der in Höchstform den Bleistift geschwungen und "Happy!" auch optisch den perfekten Schliff verpasst hat.