Grant Morrisons Autorenschaft verpasste Marvels Mutanten eine neue Richtung, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.

Dass die goldene Ära der X-Men, was die Ausformung ihres komplexen Universums und Grundpfeiler des Kanons wie "Days of Future Past" und die
"Dark Phoenix Saga" betrifft, in die Ära von Chris Claremont fällt, ist ein Grundkonsens unter Fans. Nach dem Weggang des Meisters dominierten große Crossovers die X-Titel in den 1990ern, die allerdings – abgesehen vom Meisterwerk "Zeit der Apokalypse" (siehe
Special Teil 1 und
2) – trotz durch den Spekulationsboom des Comic-Markts angefachte gigantische Verkaufszahlen meist nicht deren Intensität erreichten.
2001 beschloss der frischgebackene Marvel-Verlagsboss Joe Quesada, den schwächelnden Mutanten frisches Blut zu verabreichen und engagierte den schottischen Starautor Grant Morrison für die Serie "X-Men", die in "New X-Men" umbenannt wurde. Das Team wurde auf eine Kernmannschaft, bestehend aus Professor X, Cyclops, Jean Grey, Beast und Wolverine reduziert und im ersten Handlungsbogen "E Is for Extinction" mit Charles Xaviers Zwillingsschwester Cassandra Nova konfrontiert, die den letzten überlebenden Verwandten von Bolivar Trask dazu benutzt, mit neuen Sentinels Millionen Mutanten auf der Insel Genosha zu töten.
Wenn auch viele der von Morrison eingeführten Neuerungen nach seinem Weggang von der Serie durch Marvel rückgängig gemacht wurden, bleiben neben der bestechend eleganten Qualität von "Bedrohte Spezies", dem ersten Arc, Elemente wie die sekundären Mutationen (etwa von Emma Frost und Beast) und die Auslöschung von Genosha als Mutanten-Holocaust nach wie vor wichtige Bestandteile des neueren X-Kanons. Für die letzte der abgedruckten US-Ausgaben ist statt des bewährten Morrison-Kollaborationspartners Frank Quitely übrigens der spätere Zeichnerstar Ethan Van Sciver eingesprungen, dessen Professor X dem schottischen Autor gar nicht mal so unähnlich sieht…