Ausgerechnet als sein größter Feind ums Leben kommt, holt Cap die Vergangenheit ein.
Wohl wenige Leser überwinden den Tod geliebter Charaktere so schnell wie geübte Marvel-Fans – schließlich wird im "House of Ideas" gestorben und reinkarniert, dass es eine Freude (für die Verlagskasse) ist. Nur drei eherne Regeln galten mehr oder minder offiziell für die Autoren: Finger weg von Peter Parkers Onkel Ben, seiner ersten Freundin Gwen Stacy und von Captain Americas Partner im Zweiten Weltkrieg, Bucky Barnes. Und ausgerechnet der Marvel-Debütant Ed Brubaker hatte bei seiner Arbeit an der 2005 wieder einmal neu gestarteten Serie des patriotischen Schildschwingers die Chuzpe, das dritte dieser Gesetze zu brechen.
Doch der Reihe nach: Steve Rogers, der einige harte Monate hinter sich hat (unter anderem die Auflösung der Rächer nach den Ereignissen in
"Avengers Disassambled"), wird von seltsamen Erinnerungen an seine Kämpfe an der Seite seines jungen Partners Bucky gegen die Nazis und ihre Schergen geplagt. Aus heiterem Himmel erfährt er dann, dass der Red Skull ermordet wurde und der beschädigte Kosmische Würfel aus dessen Besitz verschwunden ist. Der misstrauische Cap nimmt gemeinsam mit seiner ehemaligen Flamme Sharon Carter und SHIELD-Boss Nick Fury die Fährte jener auf, die das Erbe des Red Skull in Sachen gewaltsamer Machtergreifung fortführen wollen, und muss sich auf schmerzhafte Weise seinen Erinnerungen stellen.
Unterstützt vom hervorragenden Steve Epting, den man wohl als definitiven Cap-Zeichner der 2000er Jahre bezeichnen kann, spinnt Ed Brubaker einen lesenswerten Psychothriller, der rund um die Rückkehr eines der bekanntesten Sidekicks der Comic-Geschichte kreist und noch dazu mit dem Tod des Cap-Erzfeinds Nummer eins eingeläutet wird. Das ist meilenweit entfernt vom schlechten Image, das Marvels Schildschwinger in bestimmten Leserkreisen immer noch anhaftet, sondern intelligent erzähltes Action-Drama. Und zumindest im vorliegenden Band leider abrupt nach dem feinen Zwischenspiel um den dritten Bucky, Jack Monroe, sein Ende findet. Welch süßer Schmerz!