Die Erinnerungen an sein früheres Leben offenbaren Dorian Hunter neue Gefahren, aber auch Möglichkeiten, die ein sofortiges Handeln notwendig machen.
Endlich ist es Dorian Hunter gelungen, vollständigen Zugriff auf die Erinnerungen an sein zweites Leben zu erhalten. Doch die neuen Informationen bieten keinen Anlass zu einem optimistischen Blick in die Zukunft. Zwar eröffnen die Erfahrungen aus dem Leben von Juan Gracia de Tabera die Aussicht, eine neue Waffe im Kampf gegen die schwarze Familie zu finden, gleichzeitig offenbaren aber auch einen neuen tödlichen Feind, den Dämonen-Drilling. Dazu spinnt Olivero als kommissarisches Oberhaupt der Familie weiterhin ein undurchsichtiges Netz von Intrigen, um Dorian Hunter und sein Team zu Fall zu bringen. Der eigenwillige Feind der Dämonen macht sich auf die Suche nach dem goldenen Drudenfuß, den Garcia de Taberas Mentor Albertus Villanovanus gefertigt hat, um den Dämonen-Drilling zu bekämpfen. Noch ist Hunter nicht klar, wie nahe seine Freunde der Waffe und einem alten Feind bereits gekommen sind.
Der aktuelle Output stellt einmal mehr unter Beweis, warum "Dorian Hunter – Dämonen-Killer" unter den Horrorserien einen Ausnahmestatus einnimmt und in der gesamten Hörspiellandschaft zu den innovativsten Arbeiten überhaupt zählt. Inhaltlich verfügt die Serie über zwei klare Pluspunkte gegenüber der Konkurrenz: Da wären die Abenteuer der früheren Inkarnation Dorian Hunters, die den Hörer in andere Epochen entführt und so einen zusätzlichen Akzent zu den Episoden in der Gegenwart setzt. Dazu kommt, dass die Figur des Dorian Hunter nicht die eines Helden mit Superkräften oder Waffen ist, der sich den Dämonen auf Augenhöhe präsentiert, sondern ein zerrissener, vor Sarkasmus überschäumender Mensch, der eine Rolle angenommen hat, die man ihm aufzwang.
Spätestens mit "Tod eines Freundes" kristallisiert sich heraus, aus welcher Ecke den Streitern um Dorian Hunter neue Gefahr droht, und es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass der neue Gegner Asmodis in nichts nachsteht. Wie viele der bereits erschienenen Abenteuer ist auch "Tod eines Freundes" eine vielschichtige Angelegenheit geworden und verknüpft drei verschiedene Handlungsstränge miteinander, die zum Teil auch in unterschiedlichen Zeiten angesiedelt sind und ein aufmerksames Hören unerlässlich machen. Für Neueinsteiger dürfte es sich als schwierig erweisen, ohne Vorkenntnisse alle Ereignisse dieser Episode nachzuvollziehen. Vielleicht sollte man im Booklet einer der kommenden Folgen eine kurze Zusammenfassung des Geschehens abdrucken, um neuen Hörern den Einstieg zu erleichtern.
Immer wieder war die "Dorian Hunter"-Reihe auch Spielwiese für neue akustische Techniken, um Hörspiele zu erschaffen, die anders sind als andere Produktionen. Dafür wurde die Serie oft gelobt, aber genauso häufig auch gescholten. Dies wird sicherlich auch bei der aktuellen Folge der Fall sein. Auch "Tod eines Freundes" arbeitet mit neuen Mitteln, um den Hörer noch tiefer in die Handlung mit einzubeziehen. Wer übrigens an der einen oder anderen Stelle befürchtet, seine CD sei defekt, kann ganz beruhigt sein. Ws ist alles in bester Ordnung und man sollte sich die betreffende Stelle noch einmal ganz in Ruhe anhören.
Die Musik variiert je nach Zeitebene. Die in der Vergangenheit Spaniens angesiedelten Passagen werden mit Musikstücken flankiert, die zu Zeit und Land passen, aber auch gleichzeitig die düsteren Ereignisse im Leben des Gracia de Tabera mit der notwendigen Dramatik widerspiegeln. Die Erzählstränge der Gegenwart werden mit den gewohnt dunklen und verstörenden Electro-Kompositionen veredelt, die ebenfalls gekonnt die dichte und geheimnisvolle Atmosphäre verstärken.
Wieder einmal ist der Pool der verpflichteten Sprecher sehr groß und beinhaltet einige Namen, die für Qualität bürgen. Während Volker Brandts Rolle als widerwärtiger Mitarbeiter der Inquisition an Umfang einbüßt, nimmt im gleichen Maße die von Lutz Riedel zu. Beide gehen in ihren Rollen vollkommen auf und es muss erneut darauf hingewiesen werden, dass man Volker Brandt eine solche Rolle nicht unbedingt zugetraut hätte. Dass dann doch hörbar das Gegenteil eingetreten ist, verlangt größten Respekt für Künstler und Produzent. Lutz Riedel gelingt es ohne Mühe den undurchsichtigen Thören Rosqvana zu verkörpern, dessen wahre Ziele und Beweggründe lange Zeit im Dunkeln bleiben. Eine passende Wahl!
Die Stammbesetzung um Thomas Schmuckert, Frank Felicetti und Claudia Urbschat-Mingues stellen einmal mehr unter Beweis, warum genau sie die Richtigen für ihre jeweilige Rolle sind. Egal ob sarkastischer Dämonenjäger, geschrumpfter Agent oder abtrünnige Hexe, hier werden Rollen nicht bloß gespielt, sondern gelebt. Mit dieser Folge verabschiedet sich eine Legende des Hörspiels. Über Jahre hinweg prägte die Stimme Konrad Halvers die deutsche Hörspiellandschaft, hier nun ist sie ein letztes Mal als Trevor Sullivan zu vernehmen. Zu diesem Umstand gibt es auch eine ausführliche Stellungnahme des Produktionsteams im Booklet.
Mittlerweile können Dennis Ehrhardt und sein Team auf mehr als 20 Folgen "Dorian Hunter" zurückblicken. Ein Erfolg, den so sicherlich kaum jemand erwartet haben dürfte. Und auch nach dieser doch beachtlichen Episodenzahl ist ein Abfall der Qualität in Sachen Inhalt und Produktion nicht in Sicht. Wir freuen uns auf hoffentlich noch viele weitere Abenteuer Dorians in einer solch bestechenden Qualität, wie sie mit "Tod eines Freundes" einmal mehr unter Beweis gestellt wird.