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Book-Review: Blutige Ernte (Droemer Knaur)

Der Ritualmord an einem jungen Mädchen führt die zwei Kommissare Mason und Tshabalala tief in den kriminellen Untergrund Südafrikas. Der Name des Buches ist hier Programm, viele spannende Lesestunden im okkulten Milieu sind garantiert.

rezension_blutige_ernte_cover (c) Droemer Knaur / Zum Vergrößern auf das Bild klickenOkkulte Bräuche und Zaubereien sind in Südafrika keine Angelegenheit für Filmschaffende, sondern gelebte Wirklichkeit. Zahlreiche unterschiedliche Volksgruppen haben ihre jeweils eigenen Sitten und Bräuche. Trotz zunehmender Modernisierung bleiben Medizinmänner, sogenannte Sangomas, weiterhin stark frequentierte Ratgeber, die vom Großteil der Bevölkerung mehrmals jährlich aufgesucht werden. Erbeten werden Schutzzauber für die eigene Gesundheit und den Erfolg, aber auch vor bösen Geistern und Hexen.


Der in Südafrika aufgewachsene Schriftsteller Richard Kunzmann widmet sich in seinem Debütroman genau dieser interessanten Kultur, die bei europäisch geprägten Leseraugen wohl einiges an Faszination hervorrufen kann, aber dann doch als barbarischer Hokuspokus betrachtet werden wird. Organhandel, Okkultes und daraus entstehende Fetischkulte – der Glaube versetzt ja bekanntlich so manchen Berg. Jedenfalls keine leicht verdauliche Krimikost, die dem Leser ein von Leid geprägtes Bild Südafrikas vor Augen hält.


Ein alter Mann findet unter einer stark befahrenen Straße die furchtbar entstellte Leiche eines jungen Mädchens. Dem Mädchen wurden Organe entnommen und ein besorgniserregender Gegenstand wird am Tatort gefunden: Ein mächtiger Muti-Fetisch, ein aus Körperteilen und Blut zusammengebastelter, manifestierter Zauber. Die einheimischen Polizeieinheiten meiden die Unglücksstelle, die Polizeihunde spielen verrückt, dunkle Wolken scheinen sich über den Himmel von Johannesburg zu legen und großes Unglück zu verheißen. Mit der Aufklärung werden die beiden Kommissare Harry Mason und Jacob Tshabalala beauftragt. Zwei Männer, wie sie in ihrer grundsätzlichen Weltanschauung nicht unterschiedlicher sein könnten und dennoch verbindet sie vor allem ihr innerer Kampf mit der eigenen Vergangenheit: Der eine, Harry, ein britischstämmiger Mann Anfang 30, der Ärger jeglicher Art förmlich anzuziehen scheint und okkulte Bräuche für Schwachsinn ansieht, führt mit seiner Frau Amy und ihrer kleinen Tochter Jeanny ein zurückgezogenes Leben in einem Vorort von Johannesburg. Jacob, ein dunkelhäutiger, afrikanischstämmiger junger Mann lebt ein ebenfalls zurückgezogenes Leben mit seiner Freundin. Beide tragen die Dämonen ihrer Vergangenheit mit sich herum und schaffen es nur schwer, sich den jeweiligen Partnern, sowohl dem beruflichen, als auch dem privaten, zu öffnen.


Harry floh vor vielen Jahren aus seiner Heimat, um den Dämonen seiner Kindheit zu entkommen. Jacob ist zerrissen zwischen der traditionsbehafteten Kultur seiner Vorväter und der verwestlichten Lebensweise, die in Johannesburg Einzug gehalten hat. So existieren Moderne und Kult auf dichtestem Raum in Johannesburg nebeneinander. Jacob spürt von Anfang an die brodelnde Gefahr, die unter der Oberfläche dieses Falles lauert. Sein Wissen über die okkulte Seite der afrikanischen Gesellschaft und der uneinsichtige, sture Charakter von Harry stellt die Freundschaft der beiden Männer im Laufe der Ermittlungen auf eine harte Probe.


Alsbald überschlagen sich die Ereignisse. Weitere Tote tauchen auf; scheinbar in keinem direkten Zusammenhang stehend, handelt es sich eher um Morde im Zuge des sehr aktiven Drogenhandels in Südafrika. Erst als wieder verstümmelte Kinderleichen gefunden werden und sich die junge Journalistin Nina Reading auf ihrer Jagd nach eine Story über Menschenhandel in eine sehr gefährliche Situation bringt, gerät die Lawine ins Rollen und langsam werden Antworten auf Fragen gefunden. Ein schier übermächtiger Gegenspieler zieht schon seit vielen Jahren im Stillen die Fäden im afrikanischen Untergrund und sogar darüber hinaus. Er scheint keinen Namen zu haben, alle nennen ihn nur „den Albino“ und so wenig sein wahrer Name bekannt ist, so wenig ist dieser mysteriöse Mann physisch greifbar. Er scheint unter der Bevölkerung als mächtiger Baloyi, eine Art böser Hexer, Schrecken zu verbreiten und eine kleine Armee hat sich seinem Schutz, im wahrsten Sinne mit der eigenen Seele, verschrieben. Harry und Jacob müssen beim Versuch, dem Hexer das Handwerk zu legen, einige Opfer bringen.


Richard Kunzmann versteht es, geschickt eine spannende Geschichte im okkulten Milieu Südafrikas aufzubauen. Die diversen Riten haben bei mir vor allem Ekel, aber auch eine gewisse Faszination für die jahrtausende alten Bräuche erweckt. Dennoch gelingt es dem Autor, dem Leser einen kleinen Teil der komplexen afrikanischen Kultur näher zu bringen. Die beiden Hauptcharaktere entwickeln sich etwas langsam und haben beide mit Klischees zu kämpfen. Doch die Geschichte nimmt an Spannung auf und der insgesamt gute Lesefluss wird nur teilweise durch Rückblicke in die Vergangenheit der Protagonisten aufgebrochen. Insgesamt kann ich allen Krimifans dieses Buch abseits der sonst schon oft bewanderten Pfade empfehlen. Schon allein, um an eisigen Wintertagen der Kälte zu entfliehen und zumindest gedanklich in wärmere Gefilde zu reisen.

 
# # # Andreas Himmetzberger # # #


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