"Der Untergang von Vahan Calyd" liefert einen epischen Fantasy-Mythos, der sich nicht hinter "Der Herr der Ringe" verstecken muss. Hier wird alles geboten: Große Helden, finstere Kreaturen und ein kinoverdächtiger Soundtrack.
Nachdem Lausch sich weitestgehend vom Hörspielmarkt zurückgezogen und somit mit
"Drizzt" eine der wenigen hochwertigen Fantasyreihen die Segel gestrichen hat, schaute der Fan epischer Fantasygeschichten ziemlich in die Röhre. Folgenreich hat die Zeichen der Zeit erkannt und schickt sich an, die entstandene Lücke auf dem Hörspielmarkt mit einem adäquaten Nachfolger zu schließen. Soviel darf direkt zu Anfang verraten werden: Es ist gelungen. Die Hörspielumsetzung des Romans aus der Feder von Bernhard Hennen übernahm Dennis Ehrhardt, der sich in der Vergangenheit bereits durch seine durch die Bank hervorragenden Produktionen für das Zaubermond-Label hervorgetan hat. Ihm gelingt es, die von Hennen erdachte Welt der Elfen gekonnt ins Medium des Hörspiels zu transportieren.
Zu Anfang erfahren wir, wie die gefürchteten Trolle aus der langjährigen Verbannung zurückkehren und mit einer List die Stadt Vahan Calyd während eines großen Festes in Schutt und Asche legen. Dabei wird die Königin der Elfen, Emerelle, schwer verletzt. Einer kleinen Gruppe von Getreuen gelingt die Flucht, um die Herrscherin aus der zerstörten Stadt schmuggeln. Die Verfolger sind ihnen jedoch bereits auf den Fersen.
"Die Elfen" wimmelt geradezu vor Kobolden, Elfen, Trollen und allerhand anderen fantastischen Kreaturen. Alleine den unterschiedlichen Völkern dieses fantastischen Reiches im Hörspiel ein Gesicht und Charakter zu verleihen, stellte eine Herausforderung dar. Doch hier wurde alles richtig gemacht. Alle in Erscheinung tretenden Wesen sind zu jeder Zeit glaubhaft dargestellt und schnell gelingt es, sich vor dem geistigen Auge die Protagonisten der Handlung vorzustellen. Großen Anteil an der gelungenen Umsetzung hat sicherlich die zum Einsatz gebrachte Musik in dieser Hörspielproduktion. Sie passt wie die Faust aufs Auge.
Bombastisch epische Sounds, an einigen Stellen von Chören untermalt, erschaffen genau den richtigen musikalischen Background zu diesem Heldenepos. Kombiniert wird die Soundkulisse mit einer hervorragenden Geräuschuntermalung, die zum Einsatz gebrachten Geräusche sind mehr als stimmig. Oft bekommt man als Hörer das Gefühl vermittelt, sich mitten in der fantastischen Welt von Albenmark zu befinden. Hier wird das erreicht, was sich viele andere Produktionen auf ihre Fahne geschrieben haben, aber leider nicht erreichen, eine lebendige und hochwertige Produktion, wo jedes Geräusch und jeder Effekt am richtigen Platz sitzen.
Dazu kann dieses Hörspiel einen Sprechercast aufbieten, den nur wenige andere vorweisen können. Alle Rollen wurden hier passend besetzt und sämtliche Sprecher schaffen es, ihre Figuren lebendig werden zu lassen, ohne dabei ins Lächerliche abzudriften, was insbesondere bei den Trollen nicht immer leicht gewesen sein dürfte. Es fällt schwer an dieser Stelle einen Sprecher besonders hervorheben zu wollen, denn wirklich alle haben hier eine fantastische Arbeit abgeliefert. Luise Lunow ist in dieser Folge jedoch etwas gelungen, was nicht jeden Tag geschieht, sie hat dem Hörspiel einen ganz großen neuen Fiesling gestiftet. Wie es Lunow gelingt mit ihrer Stimme die unterschwellige Boshaftigkeit der Trollmagierin Skanga zu transportieren, kann nur als großartig bezeichnet werden.
Wenn an dieser Stelle fast in jedem Wort die Begeisterung des Rezensenten durchschimmert, so ist dies durchaus gewollt, denn der heutige Markt wird leider immer noch von zu vielen mittelprächtigen bis hin zu laienhaften Hörspielen dominiert, so dass man eine solche Glanzleistung wie hier nicht hoch genug bewerten kann. Neben "Dorian Hunter" könnten die Elfen auf weiter Flur zum Nonplusultra der Hörspiellandschaft avancieren.
# # # Oliver Fleischer # # #