SLAM Logo
© SLAM Media
SLAM #136 mit Interviews und Storys zu PALAYE ROYALE +++ TOUCHÉ AMORÉ +++ ENSIFERUM +++ THE OFFSPRING +++ KUBLAI KHAN TX +++ THE HEADLINES +++ HIGH VIS +++ THE CROWN +++ u.v.m. +++ Jetzt am Kiosk!

Comic-Review: X-Men – Erste Entscheidung 1 (Panini)

Als Lektüre vor oder nach dem Gang in den aktuellen Kinofilm empfiehlt sich die Lektüre dieser nostalgisch angehauchten Miniserie um Marvels "Kinder des Atoms".

(C) Panini Comics / X-Men - Erste Entscheidung 1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Zeiten sind hart, vor allem wenn man zur Gattung Homo superior gehört und eventuell auch noch ein markantes X auf der Kleidung trägt. Hinter dichten Nebeln scheinen die unschuldigen Tage des "Silver Age" zu liegen, in denen Stan Lee noch liebevoll über "Marvel`s Merry Mutants" sprach. Gemeint waren und sind natürlich die X-Men, deren Serie erstmals im September 1963 erschien, sich zunächst mehr schlecht als recht verkaufte und nach Einstellung und Neustart zum erfolgreichsten Team-Comic aller Zeiten avancierte. Nicht erst zu den verkaufstechnischen Glanzzeiten zu Beginn der 1990er Jahre, sondern schon unter dem langjährigen X-Mastermind Chris Claremont hatte sich der Ton der Abenteuer von Cyclops, Wolverine, Beast und Konsorten ins Düstere gewandelt. Ihre Kämpfe arteten nicht in folgenlose Geplänkel aus, sondern konnten mit Triumph und Tragödie gleichermaßen aufwarten. Die Mutanten, wie sie der Marvel-Leser heute kennt, sind aus der Gesellschaft Ausgestoßene, von den Menschen verachtet und gefürchtet.


Den Höhepunkt der aktuellen Entwicklungen markierte der Versuch von Bastion und seinen Verbündeten, die X-Men und mit ihnen alle Mutanten auszurotten. Ein Versuch, der die durch die Ereignisse von "House of M" ohnehin dezimierte Gemeinschaft an den Rand der Vernichtung brachte. Als unbeschwerter Gegenentwurf erscheinen im Rückblick die frühen Abenteuer, die das zunächst fünfköpfige Team unter Anleitung von Professor Charles Xavier in den 1960er Jahren erlebte. Jeff Parker scheint ein Fan dieser frühen X-Men zu sein, tat er sich doch 2007 mit Roger Cruz zusammen und schuf mit "X-Men: First Class" eine der meistbeachteten Serien Marvels in den letzten Jahren. Der Erfolg war derart groß, dass Matthew Vaughn ("Kick-Ass" nach dem gleichnamigen Comic von Mark Millar und John Romita jr.) die Miniserie als Grundlage für den aktuell laufenden vierten Film über die Mutantengruppe nahm, der ähnlich wie der durchwachsene "X-Men Origins: Wolverine" die Anfänge der einzelnen Mitglieder ins Zentrum der Handlung stellen sollte.


In "X-Men: Erste Entscheidung" begegnen wir fünf Teenagern wieder, die in Charles Xaviers Schule für Hochbegabte nicht nur die Schulbank drücken, sondern ihre Kenntnisse auch öfter als vorgesehen in der Praxis umsetzen können. Dabei stehen Cyclops, Beast, Marvel Girl, Iceman und Angel am Beginn ihrer außergewöhnlichen Karriere und müssen erst lernen, ihre Kräfte zu verstehen und sie in Notfallsituationen richtig einzusetzen. Möglichkeiten, ihre Schlagkraft zu demonstrieren, bieten sich jedenfalls genug: Neben einer uralten außerirdischen Rasse, dem reptilienartigen Alter Ego von Dr. Curt Connors und einem Dämon aus dem Reich Cyttoraks sorgen auch Ymir, der Herrn des Winters, sowie gestaltwandlerische Skrulls für jede Menge Ärger. Doch auch ein ungeplanter Ausflug des Professors in den afrikanischen Dschungel und das Privatleben von Angel lassen unter den jungen Mutanten keine Langeweile aufkommen…


Erfrischend. Mit diesem Wort lässt sich die Essenz dieses Bands mit den acht Ausgaben von "First Class" Vol. 1 auf den Punkt bringen. Jeff Parkers X-Men sind eine unbeschwerte und teils chaotische Truppe, die von den grimmigen und zerrissenen Charakteren der Jetztzeit noch meilen- und jahrzehnteweit entfernt ist. Ihre Erlebnisse sind vergleichsweise harmlos, glänzen aber mit jeder Menge Charme und nostalgischem Flair. Die jeweiligen Abenteuer werden auf der Länge eines Hefts abgehandelt und erhalten dadurch Episodencharakter, die man ohne jegliches Hintergrundwissen genießen kann – wer sich etwas in der Marvel-Historie auskennt, wird trotzdem einige Anspielungen entdecken. Mit den Gaststars Doctor Strange, Thor, den Skrulls und der Echse wird die Verbindung zu anderen Serien des Marvel-Universums geschaffen, während mit dem Juggernaut und den Sentinels klassische Feinde der X-Men auftauchen. So beschwingt die Dialoge ausfallen, so locker fügt sich Roger Cruz` dynamischer Strich und Val Staples tolles Coloring in die Seiten ein. Unterm Strich bleiben knapp 200 Seiten beste X-Unterhaltung, die vor allem Neueinsteigern den ursprünglichen Charme von Marvels Mutantenfamilie näher bringt.



# # # Andreas Grabenschweiger # # #





Das gefällt mir! Weiter-tweeten
Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
In seiner Autobiographie plaudert Dave Mustaine sehr ungezwungen aus dem Näh- oder eher Gitarrenkästchen über alle wichtigen Erlebnisse seines Lebens.
Im ersten Band der von André Houot geschaffenen Saga wird man ohne lange Umschweife in eine postapokalyptische, utopische Welt geführt.
Während Logan in der Hölle schmort, darf in gleich zwei neuen Reihen sein Nachwuchs ran.
Zehn Jahre nach der Veröffentlichung von "The Dirt", der aberwitzigen Story von MÖTLEY CRÜE, bringt Goldkehlchen Vince Neil, mittlerweile Geschäftsmann, nun seine eigene Biographie heraus.
Rock Classics
Facebook Twitter