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Comic-Review: The Goon 7 (Cross Cult)

Endlich! Lange hat die Fangemeinschaft darauf gewartet, nun ist es soweit: Goon-Erfinder Eric Powell lüftet das Geheimnis um „Chinatown“ und man erfährt weit mehr als die Herkunft von Goons Narben.

(C) Cross Cult Verlag / The Goon 7 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Suppe hat sich Powell selbst eingebrockt: Schon in den ersten Goon-Storys wurde eine geheimnisvolle Episode aus der Vergangenheit des Mafiaschlägers erwähnt, die sich einst in Chinatown zugetragen hat. Die Sache verselbständigte sich und wurde zu einem fixen Topos, der immer wieder in den Goon-Abenteuern auftauchte. Mit diesem Running gag wurden bei den Lesern hohe Erwartungen erweckt, die mit jeder Erwähnung immer begieriger wurden, endlich zu erfahren, was denn nun damals geschehen ist. Powell wurde klar, dass diese Geschichte, die vorerst nur vage Idee war, einmal erzählt werden musste. Und so nahm er sich eine Auszeit von der Routine, alle zwei Monate ein neues Goon-Heft fertigzustellen, und arbeitete exklusiv an seinem Magnum opus "Chinatown und das Geheimnis von Mr. Wicker".


"Das ist nicht lustig." Mit diesem Satz beginnt die epische Story, und dieser Satz ist auch Programm. Diesmal ist nämlich alles ein bisschen anders, ernster: Bevölkerten bislang Zombies, mexikanisch sprechende Riesenechsen, verrückte Wissenschaftler, debile Hinterwäldler, Riesenspinnen und Werwölfe und sonstige Freaks die Geschichten, so sind in diesem Band die Horror-Anteile stark zurückgeschraubt. Ebenso wie der spezielle Goon-Humor, der immer zwischen den beiden Polen Holzhammer-Slapstick und subtile Pointen pendelt.


Ein Mr. Wicker macht Goon die Vorherrschaft in der Stadt streitig – und zum ersten Mal ist der Mafia-Geldeintreiber mit einem ebenbürtigen Gegner konfrontiert. Gleichzeit weckt die Begegnung mit der Nachtclub-Sängerin Mirna in Goon die Erinnerung an seine Vergangenheit, die Sache mit den Triaden in Chinatown, seine große Liebe Isabella und die Zeit, als er noch ein Junge war. So entspinnt sich eine berührende Geschichte um Verbrechen und Schuld, über Kindheit, unerfüllte Liebe und Verrat, Männerfreundschaft und Tod. Und es wird klar: Hinter der Fassade des brutalen Verbrechers steckt in Wirklichkeit ein gebrochener Mann.


"Chinatown" ist ein lupenreines Crime-Noir-Gangsterepos geworden (und nicht eine bloße Parodie darauf), das den Vergleich mit Filmen wie "Goodfellas" oder "Once upon a Time in America" nicht zu scheuen braucht. Goon-Fans, die die Serie bislang als simplen Funny-Comic gelesen haben, werden eventuell von diesem ernsten, düsteren, in mancher Szene fast an der Grenze zum Kitsch gehenden Epos etwas enttäuscht sein. Eines zeigt "Chinatown" aber: Wie es Powell gelingt, aus einer vielleicht etwas banal erscheinenden Ausgangsidee eine facettenreiche Saga mit komplexen Charakteren zu entwickeln.


Toll auch wieder das Bonusmaterial: Powell öffnet sein Sketchbook und lässt die Leser in Wort und Bild an der Genese von "Chinatown" teilhaben. Das Vorwort stammt von Regisseur David Fincher ("Sieben", "Fight Club", "The Social Network"), der hoffentlich endlich vorankommt mit seiner schon lange angekündigten Goon-Verfilmung. Denn diese könnte  dem rauen Gesellen endlich jene Popularität gerade auch im deutschsprachigen Raum verschaffen, die er sich verdient hätte.



# # # M. G. Weber # # #





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Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
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