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Audiobook-Review: Gruselkabinett 56 & 57 (Titania Medien/Lübbe Audio)

Klassische Gruselgeschichten die ein großartiges Flair vergangener Tage versprühen – Titania auf gewohnt hohem Niveau.

(C) Titania Medien/Lübbe Audio / Gruselkabinett 56/57 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMit den beiden aktuell vorliegenden Folgen "Aylmer Vance – Neue Abenteuer eines Geistersehers" bringt Titania Medien eine kleine Miniserie innerhalb der stramm auf die sechzigste Ausgabe zuhaltenden Reihe zu Ende. Erneut begleiten wir das übersinnliche Detektiv-Duo Aylmer Vance und Dexter bei ihren Ermittlungen vor der Kulisse des auslaufenden viktorianischen Zeitalters. Ständig hat man das unbestimmte Gefühl, diese Produktionen, die kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs angesiedelt sind, berichten von einer unmittelbar bevorstehenden Zeitenwende, die die Sagen und Legenden des alten Großbritanniens nach und nach verblassen lassen. So begegnen wir hier einer ganzen Anzahl von übersinnlichen Phänomenen und Kreaturen, die sich ungesehen zum Who’s who der Geisterwelt zählen dürfen. Bei ihren Abenteuern bekommen es Alymer Vance und Dexter mit Fällen von Vampirismus, Poltergeistern, einer unsterblichen Liebe und unheimlichen Gemäuern zu tun. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Abenteuern des Geistersehers enden diese Geschichten mit keinem hoffnungsvollen oder tröstlichen Ausblick auf die Zukunft und lassen den Hörer mit einem Gefühl der Melancholie zurück.


Die Ähnlichkeiten zu Sherlock Holmes und seinem treuen Begleiter Doktor Watson beschränken sich hier nicht allein auf die Figurenkonstellation, sondern gehen viel weiter. Die zum Einsatz kommende Erzähltechnik erinnert häufig an Sir Arthur Conan Doyle, insbesondere wenn in einer ruhigen und eher zurückhaltenden Art über Ereignisse in der Vergangenheit reflektiert wird. Eines kann man diesen Produktionen attestieren, sie verfügen über eine gehörige Portion an Flair und machen es dem Hörer leicht, die reale Welt hinter sich zu lassen und in eine längst vergangene Epoche einzutauchen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es allerdings noch einiger weiterer stilistischer Mittel, um die Illusion zu perfektionieren. Titania ist ohne Probleme auch dies gelungen, die zum Einsatz gebrachten Musikstücke und die dezent verwendeten Geräusche sind harmonisch im Hörspiel platziert und erzeugen ein gut arrangiertes Ganzes. Leider kranken die neuen Abenteuer des Geistersehers an anderer Stelle, nämlich die des Öfteren ausufernden Beschreibungen und Dialoge, die das Tempo der Handlung zuweilen gegen Null abbremsen. Das ist sicherlich nicht immer verkehrt, ein zu häufiger Einsatz kann allerdings als störend empfunden werden.


Neben dem fehlenden Tempo sind es die aufgegriffenen Themen der vier Geschichten, ständig beschleicht einen das vage Gefühl, dass man die geschilderten Ereignisse so oder ähnlich an anderer Stelle bereits einmal gehört oder gesehen hat. Originell sind die Motive jedenfalls nicht und jeder, der sich ein wenig in der Materie der klassischen Geister- und Gespensterliteratur auskennt wird schnell erkennen wohin die Reise geht. Die Sprecher sind, wie man es bei Titania gewohnt ist, hervorragend gewählt und passen bestens zu den jeweiligen Figuren. Sowohl Hans-Georg Panczak und Ekkehardt Belle in den Hauptrollen als auch die vielen anderen bekannten Stimmen aus Film- und Fernsehen sind mit Eifer bei der Sache, sodass man Ausreißer nach unten hier vergeblich sucht. Vielleicht wäre es besser gewesen, die Abenteuer des Geistersehers nicht direkt hintereinander im "Gruselkabinett" zu veröffentlichen, sondern in lockerer Folge einzubinden. Hoffen wir, dass nach diesen vier eher beschaulichen Folgen, die trotz gewohnt brillanter technischer Umsetzung nicht zu den innovativsten der Reihe zählen, das Tempo und der Gruselanteil wieder ein wenig nach oben geschraubt werden.



# # # Oliver Fleischer # # #





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Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
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