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Book-Review: Im Bus ganz hinten (Riva)

Nach Bushido hat nun auch sein langjähriger Weggefährte Fler seine Erinnerungen in Form einer Selbsttherapie vorgelegt.

(C) Riva Verlag / Im Bus ganz hinten / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIn den Septembertagen des Jahres 2008 brachte der Riva Verlag die schlicht "Bushido" betitelte Autobiographie von Anis "Bushido" Ferchichi heraus, auf welcher der Film "Zeiten ändern dich" basiert. Im Frühjahr 2010 startete dieser als eine der letzten Arbeiten von Bernd Eichinger in den Kinos und wurde von den Kritikern gnadenlos abgewatscht. Zurecht, denn was hier Drehbuch und Schauspieler auf weiter Strecke boten, war von einer kritischen und ehrlichen Aufarbeitung von Bushidos konfliktbehafteter Kindheit und Jugend in einem sozial schwachen Milieu weit entfernt. Das von Lars Amend verfasste Buch bietet jedoch großen Unterhaltungswert, egal ob man den Ersguterjunge-Labelboss nun mag oder nicht. Zwar ohne Film, aber dafür begleitet von einem neuen Album, ist beim Riva Verlag nun Fler an der Reihe.


"Im Bus ganz hinten" nennt sich die Lebensbeichte des 29-jährigen Westberliners mit dem bürgerlichen Namen Patrick Losenksy. Sein Vater, ein Alkoholiker, der die Mutter schlägt, wird von dieser aus der gemeinsamen Wohnung geschmissen, als der Sohn erst wenige Jahre alt ist. Ein neuer Schwiegervater tritt in sein Leben, doch mit ihm kann sich Patrick nicht anfreunden. Schon von klein auf macht er durch aufrührendes und gewalttätiges Verhalten auf negative Weise auf sich aufmerksam, muss mehrmals die Schule wechseln, was seine Mutter zur Resignation treibt. Schließlich wird bei ihm ADHS diagnostiziert, das Vollpumpen mit starken Psychopharmaka hat aber den gegenteiligen Effekt und sorgt dafür, dass er schlussendlich in der Klapse landet. Einzig die Liebe zum Hip Hop, zum Graffitisprühen und wenige gute Freunde wie Bushido, den er bei seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer kennenlernt, bewahren ihn davor, sich völlig aufzugeben. Und dann kommt Aggro Berlin ins Spiel…


Nach rund 260 Seiten ist "Eine deutsche Geschichte" zu Ende erzählt, so der Untertitel, der sich auch als Referenz auf die unselige Nazi-Debatte deuten lässt, die anlässlich Flers Solodebüt "Neue Deutsche Welle" den Boulevard geifern ließ. Das Buch liest sich in wenigen Stunden und ist sehr flüssig geschrieben, der Schreibstil ist betont locker und lässt die Ausdrucksweise von Fler gut durchschimmern. Kein Wunder, die Autoren sind ja auch die "Bravo"-Redakteure Julia Kautz und Sascha Wernicke – nicht unbedingt ein Gütesiegel für seriöse Berichterstattung. Ähnlich wie bei Bushido kreisen Flers Erinnerungen um den leiblichen Vater, und auch die Erzählung ist nach dem Schema "Krisen, Aufstieg, Fall und Wiederaufstehung" gehalten. Zumindest das junge Zielpublikum kann daraus die bekannte "Kopf hoch!"-Motivation ziehen, während die interessantesten Passagen jene über die beständigen psychischen Probleme sind, über Firmeninterna bei Aggro Berlin und das überraschende Geständnis, nach dem Weggang vom Label pleite zu sein und am Ende. Unterm Strich bleibt eine kurzweilige Lektüre, die die Person Patrick Losensky ebenso wie den Rapper Fler durch seine betont offene Erzählung viele Sympathiepunkte sammeln lässt.


 
# # # Andreas Grabenschweiger # # #






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Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
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