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Comic-Review: Max 40 (Panini)

Auch ein Boss der Bosse fängt als kleiner Fisch an. Und so begleiten wir Wilson Fisks Aufstieg in der Unterwelt, überraschenderweise tatkräftig unterstützt vom Punisher.

(C) Panini Comics / Marvel MAX 40 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNachdem sie von 1995 bis 2000 gemeinsam mit "Preacher" moderne Comic-Geschichte geschrieben hatten, machten sich Garth Ennis und Steve Dillon an einen anderen Charakter, der nicht weniger schlecht gelaunt ist als Prediger Jesse Custer. Der Patient, der vom Faninteresse her im Wachkoma lieg, hieß Frank Castle alias Punisher. Der Charakter erlebte im Zuge der "Grimm and Gritty"-Welle einen wahren Höheflug und konnte zum Beginn der 1990er Jahre sogar drei monatliche Serien vorweisen ("Punisher" Vol. 2, "The Punisher War Journal", "The Punisher War Zone"). Ungefähr zu der Zeit, als "Preacher" bei Vertigo seinen Siegeszug startete, sank der Stern des Punishers. Scheinbar hatten die Leser genug von den Abenteuern des gewalttätigen und psychopathischen Antihelden mit dem Totenkopf auf der Brust. Erst durch Joe Quesadas "Marvel Knights"-Linie, die ihn und mehrere verkaufstechnisch abgehalfterte Marvel-Kollegen wie Daredevil, Black Widow und Black Panther an die Créme de la créme der Comic-Schaffenden untervermietete und sensationell erfolgreich war, rückte Frank Castle wieder ins Rampenlicht.


Zunächst tat er das in Form von zwei vierteiligen Miniserien, wobei die erste das Talent des legendären Zeichners Bernie Wrightson ("Swamp Thing") mit einer Geschichte über den Punisher als wiederbelebten Racheengel in göttlichem Auftrag verschwendete und die andere ihn mit Wolverine zusammentreffen ließ. Nach diesen wenig überzeugenden Späßchen übernahm das Team Ennis/Dillon den Punisher und ließ ihn nach Herzenslust und mit der gewohnten Dosis Zynismus und schwarzem Humor gegen den Abschaum der Marvel-Unterwelt vorgehen. Ihr Punisher sollte kein Epos wie "Preacher" sein, sondern vor allem Spaß machen – und das war der Fall! Nachdem Panini den gemeinsamen Run der beiden und insgesamt alle Ennis-Arbeiten für den Punisher in einer eigenen Collection vorgelegt hat, darf nun Jason Aaron ran, der sich kürzlich vor allem mit der "Weapon X"-Serie (auf Deutsch in "100% Marvel" 50 und 53) hervorgetan hat.


Die Storyline der ersten fünf US-Ausgaben der neuen Serie "PunisherMAX" führt uns in die frühen Tage von Wilson Fisks Verbrecherkarriere. Hier verdient er sich seine Brötchen als rechte Hand des Mafiabosses Don Rigoletto, für den er einen Plan zur Kontrolle der New Yorker Clans vorlegt. Er selbst soll als mysteriöser Boss der Bosse, als sogenannter Kingpin, in Erscheinung treten und gegen eine entsprechende finanzielle Entlohnung seinen Partnern eine lästige Plage vom Hals schaffen: Den Punisher, der seit Jahren die illegalen Geschäfte stört und massenhaft böse Buben unter die Erde gebracht hat. Er recherchiert inzwischen in gewohnt knallharter Manier auf den Straßen und hat zunächst nur einen Namen, ohne zu wissen was hinter den Gerüchten um den geheimnisvollen neuen Spieler auf dem Schachbrett  des Verbrechens steht. Mit der Auslöschung mehrerer Mafiabosse arbeitet Frank den Plänen von Fisk unwissentlich entgegen, will sich dieser doch selbst zum neuen Herren der New Yorker Unterwelt aufschwingen.

Nicht nur Steve Dillons gewohnt kantiger, klarer Strich sorgt nach wenigen Seiten für ein wohliges Déjà vu. Jason Aaron tritt mit seinem ersten Punisher-Arc in überdimensionale Fußstapfen, die er aber ganz gut auszufüllen weiß. So wie Ennis zeichnet sich seine Geschichte weniger durch Komplexität und unerwartete Wendungen aus, sondern durch menschenverachtend zynischen Humor und Anschauungsunterricht in Sachen kreativer Tötungsmethoden. In "Kingpin" wird die Kombination Käse und hungrige Ratten ebenso in den Katalog aufgenommen wie ein simpler Kopfquetscher durch einen herabfallenden Safe, während der Punisher selbst gar von einer Pferdekutsche überrollt wird und auch sonst kräftig einsteckt. Nichtsdestotrotz gerät die Story, an der sich kommende Autoren bezüglich der Origin von Wilson Fisk wohl maßgeblich orientieren müssen, durch Fisks Flashbacks und den tragischen Einsatz des "Mennoniten" differenziert und nicht zum simplen Rachefeldzug – die Einbahnstraße, die grundsätzlich bei jeder Punisher-Erzählung droht. Aarons Einstand vermeidet sie und wird so zur vergnüglichen Lektüre mit einigen denkwürdigen Momenten und der Hoffnung auf mehr in dieser Richtung.



# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
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