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Comic-Review: Supreme – The Story of the Year 1 (Nona Arte)

Der erste von zwei Bänden mit Alan Moores Run bei der Image-Version des "Stählernen" ist Unterhaltung vom Feinsten.

(C) Panini Comics / Supreme - The Story of the Year 1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMan kann zum einstigen Enfant terrible der amerikanischen Comic-Szene stehen wie man will, eines lässt sich wohl eindeutig über Rob Liefeld konstatieren: Der Mann hat sich in den frühen Jahren des gemeinsam mit Todd McFarlane, Marc Silvestri, Erik Larsen und einigen weiteren, ehemaligen Marvel-Künstlern gegründeten Verlags Image fleißig sein persönliches Superhelden-Universum mit Versatzstücken bekannter Titel seiner einstigen Arbeitgeber zusammengeschraubt. "Youngblood", der erste unter dem neuen Banner erschienene Titel und Beststeller mit fast einer Million verkauften Exemplare der Debütausgabe, basierte auf seinem Konzept für DCs "Teen Titans". Das Team bestand aus Kopien von Wolverine, Hawkeye oder dem Ding von den Fantastic Four, und schon in der dritten Ausgabe debütierte mit Supreme der wohl dreisteste Rip-off Liefelds – wenn man von Glory, dem Pendant zu Wonder Woman, und später Fighting American, einem gewissen patriotischen Schildschwinger von Marvel nicht unähnlich, einmal absieht. Das weißhaarige Superman-Pendant fristete nach seinem ersten Auftritt immerhin 40 Ausgaben lang in seiner eigenen Serie ein wenig anspruchsvolles Dasein, bis Comic-Gott Alan Moore höchstpersönlich in die Niederungen von Image herabstieg und sich des Charakters annahm.


Mit der Nummer 41 vom August 1996 vollzog der britische Starautor einen radikalen Bruch und ließ Supreme ohne Erinnerung an die bisherigen Ereignisse auf die Erde zurückkehren. Hier sieht er sich einer Verschiebung der Realität gegenüber und trifft auf alternative Versionen seiner selbst – unter anderem sogar einer Supremaus, die ihm sogleich ordentlich einschenkt. Nachdem die Missverständnisse ausgeräumt sind, begleitet sie unser Held ins sogenannte Supremat, in dem sich all die ausgedienten Supreme-Versionen der vergangenen Jahrzehnte tummeln. Als wäre dies nicht seltsam genug, muss er sich auch noch mit seltsamen Veränderungen seiner Kräfte auseinandersetzen und versuchen, die bruchstückhaften Teile seines Gedächtnisses zusammenzusetzen. So lüftet er langsam die Schleier seiner Superhelden-Karriere und entdeckt sein Hauptquartier, die "Zitadelle", ebenso wieder wie alte Freunde und Feinde aus vergangenen Tagen. Ausgehend von Erinnerungsstücken wie konfiszierten Waffen, Fotos oder Gesprächen mit Bekannten wird Supremes Geschichte in Form von Flashbacks nach und nach aufgerollt. Doch scheint nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Vergangenheit in stetem Wandel begriffen und voller Gefahren…


Bereits mit den ersten Seiten weiß Moores Geschichte zu begeistern und zieht den Leser unweigerlich in ihren Bann. Selten hat man in den Mainstream-Comics jener Tage einerseits eine derart augenzwinkernde Verklärung der seligen "Silver Age"-Zeiten von Superman unter dem legendären Mort Weisinger gesehen, andererseits einen packenden und intelligenten Plot, der über weite Strecken ohne die genretypischen Actioneinlagen und Kloppereien zwischen diversen Spandexträgern auskommt. Moores "Supreme" lässt sich jedoch keinesfalls nur als nostalgischer Blick zurück interpretieren, sondern wartet mit durchaus bissigen Kommentaren zur Entwicklung der amerikanischen Comic-Szene in den 1990ern auf. Eine Zeit, die bekanntlich Optik und jede Menge Gewalt in den Vordergrund superheldischer Abenteuer stellte. Rob Liefeld und Image waren daran nicht unschuldig, und so werden hier auf amüsante Art und Weise Seitenhiebe aufgeteilt – wobei in den Dialogen  auch Selbstironie mitschwingt ("Wie kommst du nur klar mit dem Typ? Sind alle britischen Autoren so, oder nur die, die ich kenne?"). Die Flashback-Sequenzen werden unter anderem von Rick Veitch und Dan Jurgens wunderbar altmodisch illustriert, während Joe Bennett bei den Passagen in der Gegenwart keine Gelegenheit erhalten hat, den typischen Image-Fehlern der 1990er Jahre zu erliegen. Lediglich zwei Schwächen sind diesem äußerst empfehlenswerten Band des neuen Verlags Nona Arte anzulasten: Erstens die mangels noch vorhandener Originaldruckdaten verminderte Qualität der Seiten, die wohl das simple Scannen der damaligen Heftausgaben für das zugrundeliegende US-Paperback zur Folge hatte, und die fehlenden Cover der sechs abgedruckten US-Nummern. Ansonsten gilt: Lesen!



# # # Andreas Grabenschweiger # # #
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Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
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