Dieser alptraumhafte Kurztrip mit Gänsehautgarantie beschert dem Hörspiel den ersten Teenie-Slasher.
Schlicht und ergreifend "Der Trip" lautet der Titel der dritten Folge der Serie "MindNapping". Dass es sich bei diesem Trip allerdings nicht um einen harmlosen Wochenendausflug ins Grüne handelt, wird dem geneigten Hörer nach wenigen Minuten klar. Wie bereits für die
erste Folge ist erneut Marcus Görner für das Skript verantwortlich, schlägt aber dieses Mal inhaltlich einen anderen Weg als in "Auf gute Nachbarschaft". Die Story des Hörspiels wird in diesem Fall nicht chronologisch erzählt, sondern setzt zum Ende der Geschichte ein, bevor der Löwenanteil als Rückblick in Szene gesetzt wird. Eine Variante, die im Hörspiel noch nicht allzu häufig zum Einsatz gelangt ist.
Im Gegensatz zum Serienerstling gelingt es Marcus Görner lange Zeit zu verschleiern wohin die ganze Angelegenheit eigentlich führen soll. Die Ereignisse nehmen allerdings mit einem Szenario ihren Lauf, den man aus dem Hörspiel so bisher nicht kennt, aber jeder bereits gefühlte hundertmal filmisch aufbereitet miterleben durfte. Die Rede ist vom Genre des Teenie-Slasher oder Teenie-Horrorfilms. Eine Gruppe von amerikanischen Jugendlichen, angefüllt mit den üblichen Stereotypen, unternimmt einen nächtlichen Ausflug zu einem abgelegenen Haus im Wald und wird nach dem "Zehn kleine Negerlein"-Prinzip stilvoll um die Ecke gebracht. So weit, so richtig. Doch es kommen einige neue inhaltliche Aspekte hinzu, die dieses Hörspiel zusammen mit seinem guten, da unerwarteten Ende, zu einer runden Sache machen.
"Der Trip" kann außerdem etwas vorweisen, das viele Mitbewerber für ihre Produkte in Anspruch nehmen, dann allerdings doch vermissen lassen, einen außerordentlich hohen Grusel- beziehungsweise Horrorfaktor. Die Spannungskurve dieses Angriffs auf das Hörorgan zeigt deutlich nach oben, deshalb sollte man davon absehen, "Der Trip" als willkommene Einschlafhilfe in den Player zu legen. Die zum Einsatz kommenden Geräusche erschaffen eine dichte Atmosphäre und sorgen für zusätzliches Gänsehaut-Feeling. Die verwendeten Musikstücke sind treffend platziert, egal ob einleitende Klavierstücke oder Musik aus dem Autoradio.
Bei der Auswahl der Radiosender kann man zudem zwei kurze Anspielungen auf zwei andere Hörspielserien vernehmen, ob dies gelungen ist, soll jeder für sich entscheiden – in diesem Zusammenhang erklärt sich dann auch der Gastauftritt von Simon Gosjohann. Die zu besetzenden Rollen fallen bei dieser Produktion sehr üppig aus und eine bisher in diesem Umfang nicht vorkommende Sprecherriege zeigt hier ihr Können. Hervorheben möchte man hier keinen, da alle wirklich gute Arbeit abliefern. "MindNapping" 3 nimmt innerhalb der bisherigen Folgen eine Ausnahmestellung ein, da sie zunächst augenscheinlich einen Ausflug ins Genre des Teenie-Slashers unternimmt und erst am Ende ihr wahres Gesicht zeigt. Ob diese Story allen Hörern gefällt, bleibt abzuwarten. Der Rezensent jedenfalls fühlte sich gut unterhalten. "Der Trip" kommt nicht ganz an seinen Vorgänger
"Die 9 mm Erbschaft" heran, überzeugt aber durch eine wirklich düstere Atmosphäre und weiß durchaus zu unterhalten.
# # # Oliver Fleischer # # #