Wieder einmal ein handwerklich solides und spannendes Hörspiel, ein mit viel Liebe gemachter, bunter Audio-Comic!
Es entwickelt sich wieder was im Faith-Universum – ein Finale im Finale, könnte man sagen. Nicht nur, dass man unsere lieb gewonnene übernatürliche kleine Kickbox- und Zaubermeisterin jetzt in mehrfacher Ausführung (natürlich auch von unterschiedlichen Sprecherinnen – Nana "Buffy" Spier und Anna Carlsson in Bestform – virtuos vertont) bewundern kann, sondern auch die Besetzung der Truppen des Bösen lässt mit alten und neuen Charakteren aufwarten, quasi mit allem was die alten Legenden unserer Spezies so hergeben. Man fühlt sich – natürlich nicht zufällig – an eine ähnliche Storyline der Spider-Man-Comics in den 1990ern erinnert, in der sich der Held einem Doppelgänger gegenübersieht und anfangs nicht weiß ob diesem auch zu trauen ist. Ähnlich entwickelt sich es auch hier, mit jeder Menge handfestem Zickenkrieg und darauf folgendem "best friends forever"-Feeling!
In Episode 26 wird erstmals klar, dass es sich bei der zweiten Faith nicht um einen kurzfristigen Wechsel in der Besetzung von Faith handelt, sondern einen interessanten und überraschenden Aspekt der Story: Nach Faiths Heimkehr aus Europa steht sie plötzlich ihrem Ebenbild gegenüber. Da natürlich beide der Meinung sind, die "einzig wahre" Faith zu sein, wird erst einmal kräftig gedroschen – was freilich unentschieden endet. Dabei hätten die beiden Ladys eigentlich viel Wichtigeres zu erledigen: Dracula hat seine Schergen Lutherus Einhorn, dessen Lieblingsgemüse Alraune sowie den Blutengel Azazel versammelt, um auf perfide Weise Rache an Faith und ihren Freunden zu nehmen. Aber auch an zwei weiteren Fronten tut sich einiges: Die "Goldene Dämmerung" unter Dragan Lyssakowitsch taucht mit einem neuen teuflischen Plan auf, während Nathan Pierce und Brandolf Welf sich in Transsylvanien auf Blutsaugerjagd machen…
Episode 27 schließt recht nahtlos an die Vorgänger an. Höhepunkt soll ja die geplante Hochzeit von Faith‘ Vater mit seiner wunderschönen Verlobten Vanessa sein (Marion von Stengel brilliert hier als sprachliches Chamäleon) – und ein Höhepunkt wird es tatsächlich, wenn auch anders als vorgesehen! Und zu allem Überfluss taucht auch noch eine dritte Faith auf, die sich aber im Unterschied zu ihren beiden Kolleginnen an überhaupt nichts mehr erinnern kann. Tja, aller guten Dinge sind halt drei.
In den ersten beiden
Teilen der 5-teiligen "Trinity"-Saga geht`s gleich mal stürmisch zur Sache, und bereits in Folge 27 wartet ein dramatisches Etappenende. Einziger kleiner Kritikpunkt sind, wieder einmal, die zu ausführlichen Kampfszenen und etwas gezogene Dialoge. Auch bei der Plausibilität der Handlung sind ein paar kleine Schnitzer passiert, die sollten einem aber sicher nicht die Freude verderben. Eindeutiger Pluspunkt sind diesmal die kleinen Wortwitze und Anspielungen auf frühere Rollen der Darsteller – hier besonders Ex-Synchron-Arnie Thomas Danneberg als Brandolf Welf – ähnliche Versuche, etwas Humor in die Sache zu bringen, sind ja an anderer Stelle (Stichwort: Schokoküsse in
Folge 26) peinlichst gescheitert Diese Scharte ist jetzt wohl ausgewetzt. Ein auf alle Fälle gelungener Einstieg in die neue Faith-Mini-Saga!
# # # Moritz Hawliczek # # #