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Comic-Review: 100% Marvel 52 (Panini)

Send in the clones! Die umstrittenste Story in der jahrzehntelangen Geschichte von Spider-Man ist jetzt in der von den Autoren ursprünglich geplanten Fassung erhältlich.

Fragt man Marvel-Frezension_100_marvel_52_cover (c) Panini Comics / Zum Vergrößern auf das Bild klickenans nach der berühmt-berüchtigten "Klon-Saga", wird man ein breites Spektrum an Meinungen erhalten: Von kopfschüttelnder Ablehnung bis hin zu glühender Begeisterung reichen die Reaktionen, die Fans mit der von Oktober 1994 bis Dezember 1996 durch alle damaligen Spider-Man-Titel laufenden Storyline verbinden. Der eigentliche Ausganspunkt für das Epos war das bereits rund zwei Jahrzehnte früher erschienene "Amazing Spider-Man" Nr. 149, in dem Peter Parker vom schurkischen Schakal entführt und im Shea Stadium dazu gezwungen wurde, gegen sein genetisches Duplikat zu kämpfen. Nach einer kurzen Auseinandersetzung der beiden traten sie gemeinsam gegen ihren Peiniger an und besiegten ihn, wobei der Klon scheinbar ums Leben kam. Da die Leiche seines Doppelgängers nicht gefunden werden sollte, warf sie Peter in einen Schornstein und kehrte zu seiner damaligen Freundin Mary Jane zurück. Damit ließ man die Sache bewenden, bis sich die Spidey-Redakteure Mitte der 1990er Jahre dazu entschlossen den Klon zurückzubringen.


In der Zwischenzeit hatten Peter und MJ geheiratet, Harry Osborn war durch das Koboldserum ums Leben gekommen und Tante May ins Koma gefallen. Ab diesem Zeitpunkt tauchte in einzelnen Ausgaben eine geheimnisvolle Person auf, die offenbar eine Verbindung zu der alten Dame hatte und sich jetzt auf den Weg nach New York machte, um sie zu sehen. Es kam wie es kommen musste: Auf dem Dach des Krankenhauses begegneten sich Peter und der Fremde, der fünf Jahre lang unterwegs gewesen war und sich mittlerweile Ben Reilly nannte. Was folgte, war eine mehrmonatige Tour de force mit mysteriösen Gestalten wie Judas Traveller oder Scrier, die über die beiden Spinnenmänner so einiges zu wissen schienen, das Auftauchen des misslungenen ersten Parker-Klons namens Kaine, die Rückkehr des tot geglaubten Schakals und eine ganze Reihe weiterer Duplikate. Ben wurde zuerst zu Scarlet Spider, um schließlich Peter einige Zeit als Spider-Man zu ersetzen, nachdem gefälschte Tests ergeben hatten dass in Wirklichkeit er der Doppelgänger war. Peter zog sich mit seiner schwangeren Frau zurück und überließ Ben das Feld – kehrte dann aber zum großen Showdown zurück, bei dem sein "Bruder" durch den Kobold-Gleiter von Norman Osborn aufgespießt und getötet wurde. Soweit die Kurzfassung.


Obwohl der Klon-Arc von den Spidey-Schreibern nur für einige Monate geplant war, entschloss man sich aufgrund des Erfolgs und steigender Verkaufszahlen dazu, die Sache in die Länge zu ziehen. Ein gewichtiges Wort hatte hierbei Marvels Marketingabteilung zu sprechen, im Endeffekt hauptverantwortlich dafür dass die Story immer konfuser und unlogischer wurde, bis man sich zum Jahresende 1996 dazu entschloss die völlig aus dem Ruder gelaufene Geschichte zu ihrem kontroversen Ende zu führen. Viele waren froh und strichen das Wort Klon aus ihrem Wortschatz, während sich andere durch den abrupten Tod von Ben Reilly verraten fühlten. Die Debatte schwelte in den unendlichen Weiten des Internets weiter, sogar Websites zu Ehren des Klons wurden online gestellt. Und noch immer lässt die Angelegenheit keinen wahren Fan des Netzschwingers kalt.


Letztes Jahr schließlich gab es sensationelle Neuigkeiten für Reilly-Anhänger: Nicht nur in der laufenden Continuity von "Amazing Spider-Man" wurde Bezug auf die Klon-Angelegenheit genommen, auch der "Director’s Cut" der Storyline wurde angekündigt. Die Autoren Howard Mackie und Tom DeFalco erzählten in einer sechsteiligen Miniserie die Geschichte so, wie sie es ursprünglich geplant hatten. Panini hat sie im Rahmen der "100% Marvel"-Serie nun auch bei uns zugänglich gemacht – und bietet die Möglichkeit, sich selbst einen Blick darauf zu verschaffen was hätte sein können oder sollen. Die Ausgangssituation ist wieder dieselbe: Tante May im Koma, das Aufeinandertreffen von Peter und Ben, das Auftauchen von Kaine und dem Schakal sowie mysteriöse Hintermänner. In dieser Version steckt nicht Norman Osborn hinter der ganzen Sache, sondern sein Sohn Harry, der noch am Leben ist und seinen Vater mit der Klon-Technologie zurückbringen will.


Es scheint unmöglich über diese unter dem Titel "Die wahre Klon-Saga" erschienene Geschichte halbwegs objektiv zu urteilen, wenn man das Original damals gelesen hat. In der neuen Fassung erscheinen viele Aspekte um einiges klarer und logischer, etwa die Motivation dafür, den Schakal und seine Klon-Technologie aus dem Hintergrund zu manipulieren. Der Story von Mackie und DeFalco merkt man natürlich auf weiter Strecke an, dass hier eine zweijährige Achterbahnfahrt auf sechs US-Ausgaben komprimiert worden ist. Diesem Dilemma versucht man mit einigen Zeitsprüngen beizukommen, um das Geschehen zu beschleunigen. Dadurch wirkt die Handlung seltsam ungleichmäßig, wenn sich Actionsequenzen mit längerfristigen Entwicklungen abwechseln. Eines ist jedoch klar: Gegner der ursprünglichen Storyline werden wohl kaum in fanatische Reilly-Fans verwandelt werden und umgekehrt. Von daher ist den Autoren kein Vorwurf zu machen, am wenigsten jedenfalls Zeichner Todd Nauck, dessen dynamisch-quirliger Stil selbst wie eine Zeitreise in die 1990er wirkt. Was bleibt ist die Frage, ob mit diesem Projekt eine Rückkehr von Ben Reilly ins reguläre Marvel-Universum eingeleitet wird…



# # # Andreas Grabenschweiger # # #





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Strikter Kaufbefehl.
Wer nicht nur sein Schimpfwortvokabular aufpolieren, sondern auch eine verteufelt lustige Geschichte voll Blasphemie und Zynismus lesen will, sollte (wieder) zugreifen.
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